Unter dem Verdacht auf Besitz kinderpornografischen Materials sollen gestern Räumlichkeiten des am Samstag überraschend zurück-getretenen Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy durchsucht worden sein. Edathy bestreitet diese Darstellung.
Am Samstag hatte der SPD-Bundestagsabgeordnete und langjährige Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses im Deutschen Bundestag überraschend seinen Mandatsverzicht erklärt. Er gab dafür „gesundheitliche Gründe“ an. Bis auf die Pressemitteilung sperrte der Politiker den Zugang zu allen Einträgen auf seiner facebook-Pinnwand.
Erste Medienreaktionen gingen davon aus, dass der unter Fraktionsmitarbeitern im Umgang als schwierig, von politischen Beobachtern hingegen vor allem in seiner Funktion als NSU-Ausschussvorsitzender als gewissenhaft, engagiert und unbequem geltende Edathy unter Burn-Out leide. Ein kryptischer Beitrag in der „taz“ vom 28.12.2013, den der 44-Jährige unter dem Titel „Ich muss mich ändern!“ verfasst hatte, wurde im Nachhinein zur Ankündigung eines Rückzugs aus der Politik umgedeutet. Auch wurde über eine mögliche Enttäuschung darüber spekuliert, dass der als Jungstar mit großem Potenzial geltende Politiker innerhalb der Großen Koalition keine bedeutendere Aufgabe übertragen bekommen hätte.
Am Dienstagmorgen jedoch ließ das Nienburger Lokalblog „Die Harke“ die Bombe platzen: Dem Blog zufolge laufen gegen den direkt gewählten Abgeordneten von Nienburg II-Schaumburg staatsanwaltliche Ermittlungen wegen Besitzes kinderpornografischen Materials. Dabei beruft sich die Publikation auf Kreise der Landes-SPD hervor, die Montagabend in Loccum tagte. Für heute habe die SPD eine Erklärung angekündigt.
Beamte der Staatsanwaltschaft Hannover, des Landeskriminalamtes und des Fachkommissariats I der Polizei-Inspektion (PI) Nienburg-Schaumburg hätten „Die Harke“ zufolge am Montagnachmittag die Wohnung Edathys in Rehburg und Edathys Büro in der Nienburger Georgstraße und die dortigen Akten und den Computer durchsucht. Die Staatsanwaltschaft Hannover war bis dato ebenso wenig zu einer Stellungnahme bereit wie Oberstaatsanwalt Thomas Klinge, der auch die Zentralstelle zur Bekämpfung gewaltdarstellender, pornographischer oder sonst jugendgefährdender Schriften leitet.
dtj-online
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