Friday, June 20, 2014

Türkische Unterstützung für ISIS

Von Prof. Daniel Pipes, National Review Online
Die Schlacht im Irak besteht aus "von der Türkei gestützten, sunnitischen Jihadisten, die gegen eine vom Iran gestützte, schiitisch orientierte Zentralregierung rebellieren", schrieb ich vor kurzem in einem Artikel.
Einige Leser stellen in Frage, dass die Republik Türkei die im Irak kämpfende größte Gruppe "Islamischer Staat im Irak und Syrien" unterstützt hat. Sie weisen auf ISIS-Angriffe auf türkische Interessen hin, innerhalb der Türkei, entlang ihrer Grenze zu Syrien und in Mossul, zudem auf ein kürzlich erfolgtes, erfolgreiches Treffen der Präsidenten der Türkei und des Iran. Gute Punkte, aber sie können erklärt werden.
Erstens ist ISIS bereit türkische Unterstützung anzunehmen, selbst während sie den islamistischen Premierminister und seine Landsleute als kafir (Ungläubige) betrachten, denen der wahre Islam gezeigt werden muss.
Zweitens fand der Präsidentenbesuch auf einer Ebene statt, während die Kämpfe in Syrien und dem Irak auf einer ganz anderen stattfinden; die beiden laufen simultan. Die türkisch-iranische Rivalität ist dabei sich zu verstärken und so vermerkt der hervorragende türkische Journalist Burak Bekdil in der aktuellen Ausgabe des Middle East Quarterly:
Die letzen Jahre haben oft eine offizielle Sprache der beiden Länder zu prosperierendem bilateralem Handel und gemeinsamer antiisraelischer, ideologischer Solidarität erlebt. Doch außerhalb des Blickfelds hat es zumeist Andeutungen von Rivalität, Misstrauen und gegenseitigen konfessioneller Verdächtigungen zwischen den beiden muslimischen Ländern gegeben.
Ankara mag die Hilfe für ISIS abstreiten, doch die Beweise dafür sind überwältigend. "Da wir die längste Grenze zu Syrien haben", schreibt der türkische Zeitungskolumnist Orhan Kemal Cengiz, "war die Unterstützung der Türkei für die Jihadisten unverzichtbar, um in das Land hinein- und wieder herauszukommen." In der Tat häufen sich ISIS-Hochburgen nicht zufällig nahe der Grenze zur Türkei.
Kurden, akademische Experten und die syrische Opposition stimmen überein, dass Syrer, Türken (die auf 3.000 geschätzt werden) und Kämpfer aus dem Ausland (besonders Saudis, aber auch eine große Anzahl Westler) die türkisch-syrische Grenze nach Belieben überquert haben, oft um sich der ISIS anzuschließen. Was der türkische Journalist Kadri Gürsel eine "jihadistische Autobahn in zwei Richtungen" nennt, hat keine lästigen Grenzkontrollen und schließt manchmal aktive Hilfe türkischer Geheimdienste ein. CNN strahlte sogar ein Video zu "Die geheimen jihadistischen Schmuggelrouten durch die Türkei" aus.
Tatsächlich hat die Türkei weit mehr als einfache Grenzüberquerungen angeboten: Sie lieferte den Großteil an Geldern, Logistik, Training und Waffen. Nahe der syrischen Grenze ortsansässige Türken erzählen von türkischen Krankenwagen, die in kurdische ISIS-Kampfgebiete fuhren und dann Verletzte ISIS-Leute in türkische Krankenhäuser evakuierten. Es ist sogar ein reißerisches Foto aufgetaucht, das den ISIS-Kommandeur Abu Muhammad in einem Krankenbett zeigt, als im April 2014 seine Kriegsverletzungen im staatlichen Krankenhaus Hatay behandelt wurden.
Ein türkischer Oppositionspolitiker schätzt, dass die Türkei $800 Millionen an die ISIS gezahlt hat um Öllieferungen zu bezahlen. Ein weiterer Politiker veröffentlichte Informationen über türkische Soldaten im aktiven Dienst, die ISIS-Mitglieder ausbilden. Kritiker führen an, dass der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdoğan sich dreimal mit jemandem getroffen hat: Yassin al-Qadi, der enge Verbindungen zu ISIS und diese finanziert hat.
Warum die türkische Unterstützung für wild dreinblickende Extremisten? Weil Ankara zwei syrische Gemeinwesen beseitigen will, das Regime Assad in Damaskus und Rojava (den entstehenden kurdischen Staat) im Nordosten.
Zum Regime Assad: "Im Glauben, dass die Jihadisten einen raschen Sturz des Regimes Assad in Syrien sicherstellen würden, unterstützte die Türkei, egal wie vehement offizielle Vertreter des Landes das bestreiten, die Jihadisten", schreibt Cengiz, "zuerst gemeinsam mit westlichen und einigen arabischen Staaten und später trotz deren Warnungen."
Zu Rojava: Da die Führung Rojavas mit der PKK, der (ehemaligen) kurdischen Terrorgruppe in der Türkei, verbündet ist, hat die verlässliche türkische Journalistin Amberim Zaman wenig Zweifel, "dass die Türkei bis vor kurzem jihadistischen Kämpfern gestattete ungehindert ihre Grenzen zu überqueren", um gegen die Kurden zu kämpfen.
Weiter gefasst glaubt Ankara, wie der türkische Analyst Mustafa Akyol festhält, dass jeder, der Al-Assad bekämpfte, ein Guter war und außerdem ein "ideologisches Unbehagen bei der Anerkennung hat, dass Islamisten Furchtbares tun können". Das hat, gibt er zu, zu "einiger Blindheit" gegenüber gewalttätigen Jihadisten geführt. In der Tat ist ISIS in der Türkei derart populär, dass andere öffentlich deren Logo abbilden.
Angesichts dieser Unterstützung fordert die Online-Zeitung Al-Monitor die Türkei auf, ihre Grenzen für die ISIS zu schließen, während Rojava Ankara mit "schwerwiegenden Folgen" drohte, sollte die türkische Hilfe nicht aufhören.
Die Schlussfolgerung: Die türkischen Führer finden in Syrien einen doppelten Sumpf vor, da Assad immer noch an der Macht ist und die kurdische Einheit stärker wird. In Reaktion darauf haben sie sogar mit den extremsten, rückschrittlichsten und barbarischsten Elementen wie der ISIS kooperiert. Doch diese Unterstützung eröffnete eine zweite Front im Irak, die wiederum das Zustandekommen des Aufeinanderprallens zweier Nahost-Titanen - die Türkei und den Iran - näher kommen lässt.
haolam

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