Friday, September 12, 2014

Normalität

Im Tagesspiegel kommentiert der Kulturjournalist und Schriftsteller Peter von Becker die für Sonntag vom Zentralrat der Juden in Deutschland angekündigte Kundgebung gegen Judenhaß. Glaubt man dem Autor, könnte die Demonstration wohl ausfallen, denn die Lage für Juden in Deutschland sei zwar irgendwie “schlimm” – wenn es etwa “Anschläge auf Synagogen [..] gibt” -, aber zugleich herrsche doch auch schönste “Normalität”:
“[E]s entspricht allen langjährigen Einschätzungen, dass es in jeder Bevölkerung etwa 20 bis 25 Prozent Menschen mit mehr oder weniger starken Vorbehalten gegen Minderheiten (nicht nur Juden) gibt: Unbelehrbare, rational oft nicht erreichbar.”
Weshalb also die ganze Aufregung? Für Peter von Becker schürt der Zentralrat der Juden Angst: “Wer allerdings in den letzten Wochen etwa in die ‘Jüdische Allgemeine’, eine wichtige, vom Zentralrat herausgegebene Wochenzeitung geschaut hat, den muss es gruseln. Gedruckt oder online ist von einer ‘Explosion des Antisemitismus’ die Rede, vom ‘Mob’ auf den Straßen und im Internet.” Juden würden zwar aus Frankreich flüchten, nicht jedoch aus Deutschland.
Die Zahl der in Deutschland lebenden Juden, und das verschweigt der Autor, nimmt gleichwohl ab, Zuwanderung aus Rußland oder Berlin-Abenteuer junger Israelis halten den Trend – leider – nicht auf. Denn auch für die “hippe” deutsche Hauptstadt gilt, was bereits vor einem Jahr der Antisemitismusforscher Robert Wistrich sagte: “Any clear-sighted and sensible Jew, who has a sense of history, would understand that this is the time to get out”.
“All over the continent, the climate of opinion is ‘very, very hostile to Israel, and it automatically affects Jews,’ he said. ‘The only Jews it does not affect are those who very loudly and ostentatiously denounce Israel. For the time being they’re okay, but that too will change eventually… It’s an irreversible trend at this point in time.'”
Im letzten Absatz seines Kommentars zeigt Peter von Becker, wie weise diese Worte waren: “Der Zentralrat der Juden [sic!]“, klagt der Journalist, verwechsle “Solidarität mit dem Staat Israel mit einer Parteinahme für israelisches Regierungshandeln”, “beispielsweise” fehle “es in der von ihm herausgegebenen ‘Jüdischen Allgemeinen’, die gerade den Gaza-Krieg bilanziert, an fast jeder Empathie für die 2000 getöteten Palästinenser”.
Nach Angaben von “Palästinenserpräsident” Abu Mazen sind unter diesen “Palästinensern” mindestens 861 Mitglieder seiner Fatah, von denen 120 durch die Hamas ermordet worden seien, während die anderen sich auch an Angriffen auf Israel beteiligt hätten. Anderswo kann man derweil eine zunehmende Zahl angeblich getöteter “Zivilisten” in Uniform und als mit martialischen Postermotiven geehrte “Märtyrer” bewundern.
Peter von Becker empfiehlt in Deutschland lebenden Juden, auch um diese Terroristen – verhinderte Judenmörder – zu weinen. Deutsche Normalität.
 tw24

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