In die Moschee an der Hochfeldstrasse in Bern wurde letzte Woche eingebrochen. Das Interesse der Diebe galt aber nicht den Wertgegenständen im muslimischen Gotteshaus. Sie zerstörten das Modell einer neu geplanten Moschee in einem interreligiösen Gotteshaus und verunstalteten mehrere Bilder des Imams Mustafa Memeti – dieser hatte in letzter Zeit mehrfach öffentlich Ansichten geäussert und sich vom Extremismus der IS distanzieren.
Bildstrecken Mit dem Koran gegen Blutrache
Wer für den Angriff verantwortlich ist, ist für Memeti, der während dem Einbruch auf einer Pilgerreise in Mekka war, klar: «Das waren konservative Muslime, die meine Äusserungen nicht akzeptieren können.» Streitpunkt war offenbar unter anderem der bald geplante Umzug von Memetis Gemeinde ins Berner Haus der Religionen. «Dort werden wir unsere Religion neben anderen Gruppen wie den Hindus oder den Aleviten ausleben. Das führt schon seit längerem zu Konflikten mit den Konservativen.»
Bestätigt sieht sich Memeti darin, dass die Zerstörungswut vor allem einem Modell der neu geplanten Moschee galt. «Ausserdem haben die Einbrecher Baupläne gestohlen und mein Gesicht mehrfach durchgestrichen.» Die Einschüchterungsversuche kommen laut Memeti von einer kleinen Gruppe innerhalb der muslimischen Gemeinschaft. «Die meisten geben sich Mühe dabei, sich anzupassen und leben ihre Religion offen. Eine kleine Gruppe und ihre Dummheit machen aber vieles kaputt.»
Einschüchtern lassen will sich Memeti aber durch den Angriff nicht. «Ich bin vielleicht etwas vorsichtiger geworden, aber schockiert hat mich das nicht.» Der Angriff auf die Moschee habe ihn auch sensibilisiert. «Unsere Augen sind jetzt wieder offen für das Problem.»
Ähnliche Erfahrungen macht auch Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen Fortschrittlichen Islam. «Wenn ich mich kritisch über die radikalen Muslime äussere, werde ich danach häufig auf alle denkbaren Arten angefeindet.» Nach ihren Interviews sei sie schon als «Hure Babylons» oder «Ungläubige» bezeichnet worden. Auch sei im Internet schon dazu aufgerufen worden, «ihr endlich den Hals zu stopfen».
Besonders häufig seien Drohungen über Facebook oder per E-Mail. «Ich habe aber auch schon Drohanrufe auf meinem Handy erhalten und Personen haben mich auf der Strasse beschimpft.» Angefeindet werde sie vor allem von radikalen Islamisten und Salafisten. «Das sind für mich aggressive, frustrierte Leute, die die Religion ausnützen, um Macht auszuüben.»
20min.ch
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