In der Debatte um die Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU), der Islam gehöre zu Deutschland, hat sich der Vorsitzende der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, von seiner Parteichefin
distanziert. Er halte nichts davon, die Worte von Christian Wulff – „Der
Islam gehört zu Deutschland“ – die er 2010 als Bundespräsident gesagt
hatte, ständig zu wiederholen, sagte Kauder bei einem Treffen mit
CDU-Mitarbeitern der Bonner Bundesministerien. Die Muslime gehörten zwar
zu Deutschland, der Islam sei aber keine kulturprägende Kraft.
Steinbach: Zwei Drittel in der Unionsfraktion sehen es wie Kauder
Auf dem Neujahrsempfang der Schwesterpartei CSU am 25. Januar in
Schwebheim bei Schweinfurt bekräftigte Kauder seine Haltung. „In
Deutschland werden die Gesetze nicht vom Propheten gemacht, sondern im
Bundestag und in den Landtagen“, zitierte ihn die Mainpost (Würzburg).
Nach Meinung der CDU-Bundestagsabgeordneten Erika Steinbach steht bei
dem Thema eine große Mehrheit der Unionsfraktion hinter ihrem
Vorsitzenden Kauder. Der Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ werde
von zwei Dritteln der Fraktion nicht geteilt. Der Vorsitzende der
Senioren-Union der CDU, Otto Wulff (Schwerte), forderte von den
muslimischen Geistlichen ein klares Bekenntnis zu Gewaltlosigkeit und
Toleranz. „Eine Religionsgemeinschaft kann nur dann als zu Deutschland
gehörig betrachtet werden, wenn sie unsere Werte von Frieden, Freiheit
und Toleranz teilt“, erklärte er.
SPD-Kommunalpolitikerin: Türkischer Islam schränkt individuelle Rechte ein
Kritik an der Kanzlerin kommt auch von der muslimischen
SPD-Kommunalpolitikerin Lale Akgün aus Köln. Wenn Merkel ihren Satz
ernst nehme, werde sie „den Islamverbänden alle Rechte zugestehen
müssen, die heute die christlichen Kirchen in Deutschland genießen“.
Dann würden die muslimischen Verbände eigene Kindergärten, Schulen und
Krankenhäuser betreiben, eine Wohlfahrtspflege aufbauen, „und der Staat
wird für sie Moscheesteuer einziehen“. Damit gerate Deutschland
„geradezu automatisch unter den Einfluss des politischen Islam“, sagte
Akgün dem Kölner Stadt-Anzeiger. Besonders gefährlich sei der
„knack-konservative“ Islam, der in der Türkei von Präsident Erdogan
repräsentiert werde und mit der Einschränkung individueller Rechte
einhergehe. Einen solchen Islam wolle sie in Deutschland nicht sehen.
Zentralrat der Juden: Muslime müssen mehr gegen Antisemitismus tun
Unterdessen hat der Präsident des Zentralrats der Juden in
Deutschland, Josef Schuster (Würzburg), die muslimischen Verbände
aufgefordert, mehr im Kampf gegen Antisemitismus zu unternehmen. „Es
passiert immer noch, dass in Moscheegemeinden radikale Stimmungen
gefördert werden, statt dagegen entschieden vorzugehen“, sagte Schuster
dem Tagesspiegel (Berlin). Man müsse etwas dagegen tun, wenn die Kritik
an Israel mit Ressentiments gegenüber „den Juden“ einhergehe. Diese
Differenzierung erfolge in vielen islamischen Gemeinden nicht.
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