In seiner Funktion als Chef jener Behörde, die die Kommunalregierungen beaufsichtigt, hat Eric Pickles heute den von der britischen Sozialdemokratie geführten Stadtrat der nordenglischen Großstadt Rotherham aufgelöst.
Zuvor war der unabhängige Untersuchungsbericht von Professor Alexis Jay bereits im letzten Jahr zu dem Ergebnis gekommen, dass in Rotherham über viele Jahre mindestens 1.400 Minderjährige von mehreren Prostitutionsringen aus dem pakistanisch-kaschmirischen Einwanderermilieu unter grauenhaften Bedingungen systematisch missbraucht und gewerbsmäßig sexuell ausgebeutet wurden.
All dies geschah anscheinend mit dem Wissen, zumindest aber der billigenden Inkaufnahme der Kommunalbehörden eines Labour-geführten Stadtrats, der aus Rücksichtnahme auf Empfindungen und anderen Schnickschnack die Dinge nicht beim Namen nennen wollte; namentlich um „Minderheiten“ nicht zur Last zu fallen.
Vor allem „volkseigene“ Kinder aus städtischen Jugendheimen liefen wegen dieser falsch verstandenen Toleranz erhöhte Gefahr, als Kinder prostituiert zu werden. Aber auch der Nachwuchs völlig durchschnittlicher Milieus musste sich in das vom Stadtrat über ihn verhängte Schicksal fügen – und wehe es beschwert sich eine/r!
Die ehemalige Labour-Regierung von Rotherham hat die Ergebnisse des Untersuchungsberichtes stets bestritten und zeigt sich auch heute noch immer uneinsichtig; auch und gerade weil die Ergebnisse von Prof. Jay so unstrittig sind.
Der Chef der regionalen Polizeibehörde schied nur nach erheblichem politischen Druck „freiwillig“ aus dem Amt. Zuvor war ruchbar geworden, dass die South Yorkshire Police nicht nur alle sachdienlichem Hinweise jahrelang bagatellisiert oder ignoriert hatte, sondern dass Opfer und Angehörige zudem auch noch kriminalisiert wurden.
Im Klartext: Wer in Rotherham als Opfer oder Angehöriger bei der Polizei vorstellig wurde, lief selbst Gefahr im Knast zu landen.
Mr. Pickles begründete seinen für britische Verhältnisse relativ ungewöhnlichen Schritt, eine Kommunalregierung aufzulösen, mit jener „Kultur des Mobbings, Sexismus und der Unterdrückung durch eine falsch verstandene politische Korrektheit“, die sich in Rotherham über die Jahre herausgebildet habe.
Jahre, in denen unter Führung der britischen Sozialdemokratie der Dreck auch dann noch unter den Teppich gekehrt wurde, als er schon zum Himmel stank.
Mr. Pickles hat außerdem für 2016 Neuwahlen angesetzt; bis dahin führt ein von der Zentralregierung in London bestelltes Gremium die Aufsicht über die Kommune mit ca. 120.000 Einwohnern. Damit soll dem Stadtrat die Möglichkeit gegeben werden, sich zu reformieren:
„Mein Vorschlag soll dem Stadtrat jenen Neustart erlauben, der nötig sein wird um sein anhaltendes institutionelles Versagen zu beenden. Für die Zwischenzeit ernenne ich eine Kommission, die diesen völlig dysfunktionalen Stadtrat ersetzen und die Amtsgeschäfte führen soll.“
Die National Crime Agency (das Äquivalent zum BKA) hat eine Reihe von Ermittlungen gegen den Stadtrat von Rotherham in die Wege geleitet. Diese Ermittlungen sind als Operation Stovewood zusammengefasst und werden von Louise Casey geleitet.
Die NCA betont, dass es bei ihren Ermittlungen um Kriminalfälle und keine bloßen Amtsvergehen geht.
Hillary Benn von der Labour-Party bekundete derweil, es sei Zeit, dass ihre Genossinnen und Genossen „die Wahrheit einsehen“; es ist offensichtlich nötig ihnen das zu sagen.
Ob diese Wahrheit allein darin besteht, aus falsch verstandener Toleranz jahrelang beide Augen zugedrückt zu haben, während 1.400 Minderjährige missbraucht wurden, oder ob die Ratsdamen und Ratsherren von Rotherham bei der systematischen Kinderprostitution fleißig mitgemacht und mitverdient haben, ist aus dem derzeitigen Stand der öffentlich verfügbaren Informationen noch nicht ersichtlich.
Es ist jedoch bereits jetzt unzweifelhaft, dass die britische Sozialdemokratie im Fall von Rotherham ihr Bestes getan hat. Und das war über viele Jahre und in gemeinschaftlicher Tat, unter Zuhilfenahme kommunaler und staatlicher Behörden wie der Polizei, vor allem zweierlei: Sie hat Verbrecher geschützt und 1.400 junge und besonders schützenswerte Menschen für ihr ganzes Leben geschädigt.
Das eigentlich Erschütternde, auf die Verhältnisse an anderen Orten und zu anderen Zeiten vermutlich völlig Übertragbare, mag hierin bestehen: Wie man sich selbst zum Verbrecher macht und es hinterher noch nicht mal gewesen sein möchte.
haolam
No comments:
Post a Comment