Die körperlichen Schmerzen,
gerade am Magen, die nehmen allmählich ab, das wird schon wieder. Astrid
Korten nimmt Schmerzmittel, die helfen ganz gut. Viel schlimmer ist im
Moment noch die seelische und mentale Aufarbeitung. Der Schock, das
Entsetzen darüber, was ihr vor zehn Tagen widerfahren ist. Das Verdauen
des Erlebten. Als die Schriftstellerin in Leipzig am Vorabend der
Buchmesse von zwei Männern überfallen wurde, attackiert und getreten –
kurz nachdem sie aus ihrem neuen Buch eine Passage gelesen hatte, in der
es um einen Ehrenmord geht.
Bei dem Angriff beschimpfte sie einer der beiden Männer als "Feind Allahs".
Mehr als eine Woche lang hatte Astrid Korten still
gehalten. Nichts gesagt darüber. "Ich wollte den Übergriff zunächst tot
schweigen", erklärt sie, "um mich und andere zu schützen." Nun aber
entschied sie sich nach langem Überlegen, nach Tagen des Zweifels, doch
an die Öffentlichkeit zu gehen und darüber zu sprechen. "Ich lasse mich
nicht mundtot machen", sagt sie. Deswegen hat sie ihr Schweigen
gebrochen und erzählt hier zum allerersten Mal von den Vorfällen des 11.
März.
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