Friday, May 15, 2015

Boxkampf des Jahres: Charlotte Church vs. Katie Hopkins


von Gerrit Liskow

In einer Entwicklung, die bislang keinen Bezug zur aktuellen Nahostpolitik erkennen lässt, hat der Sportsender BoxNation den beiden seit dem letzten Wochenende mehr denn je verfeindeten, berüchtigten britischen B-Berühmtheiten Charlotte Church und Katie Hopkins angeboten, ihre Differenzen im Ring auszutragen: Als Preisgeld winken 100.000 Pfund (rund 140.000 Euro), die der Veranstalter für einen wohltätigen Zweck spendet, den die Siegerin bestimmt.
Miss Church, nomen est omen, hat um die 30 Millionen Euro aus christlichen Erbauungshits gemacht; auf Alben wie „Voice of an Angel“ singt sie inspiriertes Liedgut, aber auch Gassenhauer aus ihrer Heimat in Wales.
Sie gilt als leidenschaftliche Labour-Anhängerin und hat schon vor Jahren für Schlagzeilen gesorgt, als sie sich über den vermeintlichen „Star-Kult“ mokierte, der aus ihrer Sicht um jene Feuerwehrmänner getrieben wurde, die am 9.September 2001 so viele Menschen wie möglich aus dem brennenden World Trade Center gerettet haben.
Im selben Zusammenhang äußerte sie sich äußerst despektierlich über die Stimmung in den Staaten und fantabulierte etwas im Sinne von „jeder hier hat einen Hund, der einen Nachbarn kennt, dessen Hund ebenfalls fast umgekommen wäre“; offensichtlich ohne zu bedenken, dass die Mehrzahl der Opfer nicht aus Hunden, sondern aus Menschen bestand.
Wenig später musste Miss Church sich wortreich und öffentlich dafür entschuldigen, HM The Queen eine „alte Frau, die keine Ahnung hat“ genannt zu haben. Nachdem sie den ehemaligen Katholiken-Boss Benedikt XVI als „Nazi“ bezeichnet hatte, wurde das Oeuvre Church vom katholischen Musikverlag „Ignatius Press“ prompt ausgelistet, was dem kommerziellen Erfolg der selbsternannten „Engelsstimme“ (s.o.) aber offensichtlich nicht geschadet hat.
Nach dem Wahlsieg der britischen Konservativen bei den Unterhauswahlen am 7. Mai protestierte die Musterdemokratin Miss Church in Cardiff gegen das Wahlergebnis; passenderweise mithilfe eines Megaphones, an dem Werbung für eine andere Musterdemokratie gut sichtbar angebracht war: in Form eines „Boycott Israeli Apartheid“ / Free-Palestine-Aufklebers.
Aber auch Mrs Hopkins hat sich ihr Image als das enfant terrible des Kommentariats redlich verdient; die ehemalige „The Apprentice“ Kandidatin und Sandhurst-Quasi-Absolventin steht in dem Ruf, eine Leidenschaft für umstrittene Meinungen aller Art zu haben.
Eine inhaltlich fundierte Methode wäre in der Meinungs-Kakophonie der Mrs Hopkins nur zu erkennen, sofern es ihr darum ginge, sich mit ihren Äußerungen in möglichst krassen Gegensatz zum Pluralismus der Einheitsmeinung zu bringen; offensichtlich nicht immer in der Absicht, die Diskussion inhaltlich voranzubringen.
Zuletzt hat sie Anstoß erregt, als sie vorschlug, die boat people aus dem Mittelmeer nach ihrer Rettung zurück nach Nordafrika zu transportieren und den Menschenschmugglern das Handwerk zu legen, indem man ihre Schiffe nach australischem Vorbild versenkt; ich denke, Sie können sich in etwa ausmalen, welche liebevollen Reaktionen Mrs Hopkins damit in den uffjeklärten Milieus provoziert hat - aber inzwischen fordert das britische Innenministerium genau dasselbe.
Zurzeit liegen die beiden Ladys miteinander im Clinch, weil Mrs Hopkins am Wochenende Miss Church dazu aufgefordert hat, sie solle „den Kopf nicht so weit rausstrecken“, wenn es um Politik geht. Miss Church quittierte diese Aufforderung mit den Worten, sie könne es kaum abwarten, Mrs Hopkins „auf legalem Weg das Gesicht einzuschlagen.“
Nur zu, meine Damen! Dazu kann es nun kommen, denn der Sportsender BoxNation möchte die beiden Kontrahentinnen in spe gerne beim Wort nehmen und hat ihnen folgenden Vorschlag unterbreitet:
„Wir versprechen der Siegerin die sofortige Zahlung von 100.000 Pfund an einen wohltätigen Zweck ihrer Wahl und würden uns sehr freuen, diese Veranstaltung auszurichten. Boxen ist die ultimative Auseinandersetzung – Twitter und soziale Medien sind bloß feiger Quatsch.“
Insbesondere im letzten Punkt ist unsere Sport-Redaktion mit den Damen und Herren von BoxNation voll und ganz einer Meinung; und wenn z.B. die singende Multimillionärin Miss Church wirklich keine Gelegenheit auslassen wollte, Gutes zu tun, müsste sie jetzt nicht lange nachdenken.
Was Ihre Wettchancen bei diesem untypischen Mayweather-vs-Pacquiao-Revival angeht, liebe Leserinnen und Leser, bitten wir Sie, folgende Fakten in die Urteilsfindung miteinzubeziehen:
Als Quasi-Absolventin des britischen Elite-Institutes in Sandhurst kann Mrs Hopkins wahrscheinlich ein Rhinozeros mit einem Schnürsenkel erlegen; tatsächlich wurde sie am Empfang ihres Offizierspatentes aber durch einen epileptischen Anfall gehindert.
Miss Church hingegen scheint unter ihrer süßlichen, zuckrigen Fassade eine gehörige Portion Gift und Galle zu verbergen, die sie skrupellos einzusetzen versteht – aber Karate macht sie nur in ihrer Freizeit.
Ich wüsste, wen ich lieber im Team hätte. Aber um sich selbst ein Bild zu machen, empfehlen wir Ihnen einen Blick auf das Celebrity Death Match Pink vs Mandy Moore („Poptart-Pandaemonium“); aber seien sie gewarnt: Es ist nichts für schwache Nerven. Und liebe JugendschützerInnen beiderlei Geschlechts: Das sind in Wahrheit Knetfiguren und nicht die echten Stars.
haolam

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