Öffentliche Zusammenstöße zwischen Hooligans verfeindeter
Fußballclubs oder von Rockergruppen finden in der Regel ein sehr
ausführliches Presseecho. Doch beim Thema Freibadschlägereien erfährt
der geneigte Leser nur selten mehr über die offenbar besonders
hitzeempfindlichen „Jugendlichen“. Deshalb mag es zunächst verwundern,
dass sich die Bäderbetriebe bereits im letzten Jahr zu einem Gespräch
mit dem Imam der Neuköllner Şehitlik-Moschee trafen. Kann der Geistliche
den Testosteronspiegel junger Männer durch Gebete senken? Oder sollte
seine Gemeinde ein paar Sonnenschirme und Kaltgetränke spenden, um die
Sommerhitze zu lindern?
Weit gefehlt: Da es sich bei den Schlägern hauptsächlich um junge
Muslime handelt, wie in manchen Presseartikeln verschämt eingeräumt
wird, erhofften sich die Bäderbetriebe von islamischen Streitschlichtern
offenbar einen mäßigenden Einfluss auf ihre Badegäste. Denn bei der
Klientel mit Migrationshintergrund scheint es mit dem Respekt vor
Badepersonal im Allgemeinen und weiblichen Aufsichtspersonen im
Besonderen gewaltig zu hapern. Potz Blitz! Der Imam gibt sich
ahnungslos: “Warum die Jugendlichen nicht auf die Badeleiterin hören,
weiß auch der Moscheeleiter nicht. Das Gespräch macht aber eines
deutlich: es gibt interkulturelle Missverständnisse”, resümiert der
Deutschlandfunk.
Wo Hitze und Hormone nicht als Feigenblatt ausreichen, muss also die
mangelnde Kultursensibilität der Mehrheitsgesellschaft herhalten. Dass
fast alle Freibadschläger juristisch nicht zur Verantwortung gezogen
werden können, weil ihre Opfer sowie Zeugen aus Angst vor den Tätern
schweigen – geschenkt. Muss wohl auch an der Hitze liegen. Oder es
handelt sich um ein interkulturelles Missverständnis. Über rechtsfreie
Räume und verfestigte Parallelgesellschaften spricht man jedenfalls
nicht so gern. Denn eine offene Diskussion über mögliche Gründe für die
ungehemmte Gewaltbereitschaft jener „jungen Männer“ könnte unschöne
Erkenntnisse hervorbringen. Deshalb interessiert es ebenfalls nur am
Rande, dass die Berliner Polizei in Teilen Neuköllns auch außerhalb von
Freibädern nur noch mit einem Großaufgebot ihre Arbeit verrichten kann,
sofern sie nicht gleich ganz kapituliert.
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