Martin Amis ist das Enfant terrible der englischen Literatur. Ein
Gespräch über Islamismus und IS, Ähnlichkeiten mit den Nazis und
Hoffnung in Zeiten des Terrors.
Bei der Präsentation Ihres neuen Romans
«Interessengebiet» haben Sie den Nationalsozialismus mit dem Islamismus
verglichen. Können Sie das erläutern?
Es gibt zwar viele Unterschiede, aber auch viele Ähnlichkeiten. Zum
Beispiel die barbarische Pervertierung von Ideen und Glaube, die extreme
Gewalt sogar gegenüber wehrlosen Menschen oder auch die Manipulation
und Mobilisierung von Schwachen, Frustrierten und Ignoranten für ihre
schlimmen Zwecke. Wie es der Nationalsozialismus war, ist auch der
Islamismus eine ernsthafte Bedrohung für unsere Zivilisation. Meine
Hoffnung ist, dass dieser Radikalismus nicht auf Dauer bestehen kann.
Wir haben es allerdings mit einem Phänomen des Horrors und des
Schreckens zu tun, auf den wir nicht vorbereitet sind. Niemand hat eine
klare Idee, wie wir darauf reagieren können.
Sie haben auch von Nihilismus gesprochen.
Damit meine ich die Massaker der Islamisten, die nicht einmal
Jugendliche und Kinder verschonen. Dieser Nihilismus zeigt sich in der
totalen Verachtung des Lebens. Was für normale Menschen abscheulich ist,
bedeutet Lebenssinn für die Jihadisten. Junge Menschen, die dem
Jihadismus erliegen, sehen darin eine Gelegenheit des sozialen
Aufstiegs, ja sogar die Chance einer religiösen Erlösung. In den
gescheiterten Staaten und auf den Trümmern der Kriegsgebiete im Irak und
in Syrien ist ein neuer Menschentypus entstanden: ein Fanatiker, der
das Leben verachtet und der weder Moral noch Menschlichkeit kennt.
In Paris attackierten die Terroristen einen Konzertsaal, ein Fussballstadion sowie Restaurants und Bars.
Die symbolische Bedeutung ist offensichtlich: Sie hassen, was wir sind.
Sie hassen unseren Lebensstil und unsere Freiheit. Dass sie mit Paris
das «Babylon der Korruption» im Westen angriffen, ist ein
propagandistisches Element dieser Anschläge.
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