In seinem Jahresrückblick auf antisemitische und antiisraelische Vorfälle hat das Simon Wiesenthal Center München mit einer »unehrenhaften Erwähnung« bedacht, weil die bayerische Hauptstadt im November kostenfrei Räumlichkeiten für eine Veranstaltung zur Verfügung gestellt hatte, auf der für die weltweit tätige antisemitische BDS-Bewegung geworben werden sollte.
Proteste gegen ihre Unterstützung der Veranstaltung hatte der Oberbürgermeister der Stadt, der Sozialdemokrat Dieter Reiter, mit der Begründung zurückgewiesen, »laut Auskunft des Kulturreferats ist hier lediglich ein Vortrag und kein Boykott-Aufruf geplant«, nur um hinterher gegenüber der Jerusalem Post die Richtigkeit der Kritik zu bestätigen und Besserung zu geloben:
»I am of the view that the city of Munich in the future will no longer provide cost-free rooms for such events. I can’t as mayor accept city support for events like that [..], in which Israel and its citizens are exposed to sweeping and inappropriate allegations.«
Die Süddeutsche Zeitung findet nun, mit seiner »unehrenhaften Erwähnung« Münchens sei das Simon Wiesenthal Center zu weit gegangen. »Ja, es gibt Antisemitismus in München«, räumt Jakob Wetzel, der Autor des Kommentars, zwar immerhin ein, doch ausgerechnet jener Veranstaltung Erwähnung sei dann aber doch »nicht nur unangemessen, sondern auch kontraproduktiv«:
»[D]ie Stadt [..] steht nun in einem Papier mit den Terroristen des IS oder auch mit Breslau, wo Rechtsradikale eine als Jude hergerichtete Puppe verbrannten, unbehelligt von der Polizei.«
In München sei 2015 eine »Schändung einer Ausstellung über jüdisches Leben« zu beklagen, was den Kommentator fragen läßt, »ist eine Debatte für das SWC tatsächlich übler als ein Anschlag auf eine Ausstellung?« Wer so argumentiert, wird indes immer schlimmere Ereignisse finden, könnte gleich darauf verweisen, daß neben dem Holocaust selbst ein Massenmord harmlos wirkt.
Das Simon Wiesenthal Center macht mit seiner Liste deutlich, wie vielfältig und wie verbreitet Antisemitismus ist, daß er nicht erst beim Anschlag auf eine Ausstellung anfängt, daß er tatsächlich nie »harmlos« ist. »Wer die Offenheit für eine Diskussion in eine Reihe stellt mit dem Auswurf judenfeindlicher Stereotype, verharmlost diese«, meint dagegen Jakob Wetzel.
In Südafrika machen derweil Anhänger der BDS-Bewegung aus ihrenMordphantasien kein Geheimnis, anderswo bedrohen sie Menschen »bloß« mit Gewalt. Wer im Zusammenhang mit dieser, so der afrikanische Künstler Salif Keita, »extremist group« von einer »Offenheit für eine Diskussion« schwärmt, um das SWC anzugreifen, scheint allerdings nicht wirklich satisfaktionsfähig.
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