Florian Hartmann ist verzweifelt. Der Schreinermeister zeigt auf eine der gekappten Stromschienen, die er vor zwei Wochen in seiner Werkstatt vorgefunden hat. Das war ein Schock, aber nicht der erste Vorfall dieser Art: Mitte Dezember, als Hartmann wegen eines gequetschten Fingers außer Gefecht gesetzt war, war die Verbindung zur Abgasanlage unterbrochen worden. Ein anderes Mal hatte man die Zufahrt zu seiner Werkstatt mit einem Container zugestellt. Als „sehr unschön“ bezeichnet der 39-Jährige das, was ihm derzeit widerfährt, und das – wie bereits berichtete – zu einer einstweiligen Verfügung durch das Amtsgericht Bad Homburg geführt hat. Danach ist es Dr. Erich Alemany, Inhaber der Firma Schlapp Möbel in Westerfeld, und seinen Mitarbeitern untersagt, den Raum zu betreten. Außerdem musste er die Stromversorgung wieder herstellen.
Eigentlich sei das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vermieter immer gut gewesen, erzählt Hartmann. Er habe den Unternehmer als sehr netten Menschen kennengelernt und auch schon für ihn gearbeitet. „Wir haben uns gegenseitig geholfen, und es war ein Geben und Nehmen.“ Fiel eine der Maschinen Alemanys aus, hat Hartmann seine zur Verfügung gestellt oder ihm gleich das Holz zugeschnitten.
Hartmann, der sich 2005 selbstständig gemacht hat und Möbel für Privatkunden baut, arbeitet seit 2012 in der sogenannten Lehrwerkstatt von Schlapp Möbel. Lange ging das gut, doch dann kam der September vergangenen Jahres, als Alemany dem Schreinermeister in einem Gespräch klar machte, dass er die Werkstatt selbst benötige, um dort Büros einzurichten. Wie kürzlich in der TZ berichtet, will der 50-Jährige in seinem eigentlichen Verwaltungsbau rund 60 Flüchtlinge unterbringen und ist derzeit damit beschäftigt, dort alles für deren Ankunft umzubauen.
Ende September schickte Alemany Hartmann die erste Kündigung mit der Bitte, so bald wie möglich auszuziehen. Sollte das nicht möglich sein, kündige er ihm fristgerecht bis zum 31. März. Mitte Dezember folgte dann die zweite Kündigung – diesmal fristlos. Alemany warf Hartmann darin unter anderem vor, seinen Bus unerlaubterweise auf der Fahrzeugbrücke abgestellt und diese beschädigt zu haben. Beide Kündigungen erfolgten aber, und darauf weist der Anwalt Hartmanns, Harald Flöter, ausdrücklich hin, lediglich per Mail und nicht schriftlich.
Der Tischler erklärt, nun seit Herbst auf der Suche nach einer neuen Werkstatt zu sein. „Ich habe mich sehr bemüht, und ich sitze hier nichts aus“, sagt er. „Ich habe nichts gegen Flüchtlinge, und ich will auch nicht das Projekt blockieren.“ Aber es sei nicht so einfach, eine neue Unterkunft zu finden. Er müsse seine Familie ernähren, für seine vor einem halben Jahr geborene Tochter sorgen und deshalb seine Aufträge erfüllen.
taunus-zeitung
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