Es ist bekannt, dass sich verschiedene Personen aus Winterthur am Jihad beteiligt haben. So zum Beispiel das Geschwisterpaar Ezra und Vedad , das Ende 2015 aus Syrien in die Schweiz zurückgekehrt ist und sich noch immer in Gewahrsam der Jugendanwaltschaft befindet. Die beiden Teenager sind im Winterthurer Quartier Steig aufgewachsen. Gemäss der heutigen „NZZ“ gelten die gesellschaftliche Entwicklungen in Steig und im angrenzenden Quartier Töss bei den Ermittlungsbehörden als problematisch. Es gebe eine Entwicklung hin zu abgekapselten gesellschaftlichen Strukturen. Man könne in Winterthur tatsächlich eine Art Ghetto-Bildung beobachten, sagt auch Saida Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam. «Es entwickelt sich ein Sog, in dem nur noch die gleichen sozialen Milieus miteinander im Austausch stehen.» Eine solche Monokultur führe zu Abgrenzung und Desintegration. Es brauche deshalb auch Anstrengungen bei der Stadtentwicklung, damit es zu einer besseren Durchmischung komme, sagt Keller-Messahli.Hat auch die Schweiz Problemquartiere wie den Brüsseler Stadtteil Molenbeek? Gibt es hier ebenfalls Ghetto-Viertel, wo hohe Arbeitslosigkeit und Perspektivelosigkeit einen Nährboden für Parallelgesellschaften und Islamismus bieten? «So weit würde ich nicht gehen», sagt der Terrorexperte Jean-Paul Rouiller gegenüber der „NZZ“. «Aber eine Ghettoisierung wie in Molenbeek könnte auch in der Schweiz passieren.» Die Voraussetzungen seien vorhanden. «Denn wie die Schweizer Jihad-Reisenden zeigen, gibt es auch hier Leute, die andere Überzeugungen gewählt haben.» Die Behörden müssten deshalb sehr vorsichtig und wachsam sein; die Tendenz gehe in gewissen Quartieren von grösseren Schweizer Städten in Richtung Parallelgesellschaft. «Wenn wir nichts für eine bessere Durchmischung der Gesellschaftsschichten unternehmen, sind wir auf dem besten Weg nach Molenbeek.»Die islamistische Szene Winterthurs, in welche die Geschwister Ezra und Vedad innert weniger Monate hineingezogen wurden, besteht laut Ermittlerkreisen aus einigen Leitwölfen und mehreren Dutzend Anhängern. Zwischen 30 bis 40 Personen zählen zu der losen Gemeinschaft. Die Gefahr, dass dieses lose Netzwerk in der Schweiz einen Anschlag begeht, halten die Ermittlungsbehörden für eher gering. Gefürchtet sind vielmehr Attentate von Einzelpersonen. Wie viele Personen aus dem Grossraum Winterthur tatsächlich in die Kriegsgebiete gereist sind, ist unklar. Gemäss „NZZ“ steht fest, dass es mehr gewesen sein müssen als die bisher bekannten sieben Fälle. Aus gut informierten Quellen sei zu erfahren, dass sich auch junger Mann mit italienischen Wurzeln aus der Eulachstadt in den Jihad begeben hat. Zu der Zahl der Radikalisierten aus Winterthur halten sich die Behörden jedoch bedeckt. Der Nachrichtendienst des Bundes geht derzeit von insgesamt 72 Jihad-Reisenden aus der Schweiz aus – 18 davon sollen in den Kriegsgebieten ums Leben gekommen sein.
landbote.ch
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