Tuesday, June 21, 2016

Prozess in Wiesbaden: Sexualstraftäter soll nach Entlassung erneut Frau vergewaltigt haben

Als alle im Gerichtssaal gedanklich schon im Feierabend sind, holt der Angeklagte zum großen Rundumschlag aus. Die Untersuchungshaft sei eine „rechtswidrige Freiheitsentziehung“. Die Anklage wegen Vergewaltigung sei eine „dreiste Lüge“ der Frau, die Frau sei vielleicht „neben der Kappe“. Der Vorwurf sei „eine Vorverurteilung gegen muslimische Männer“. Die Frau sei von „Ausländerfeinden“ zur Anzeige „aufgehetzt“ worden. Ohnehin sei alles eine große Verschwörung, bei der die Staatsanwaltschaft mit „Vertuschungen“ und Voreingenommenheit eine führende Rolle spiele. Da sei „manipuliert“ worden. Natürlich sei auch die Polizei mit ihren „fehlerhaften Ermittlungen“ ein Rädchen im Werk der Bösen. Es gebe nur einen ganz und gar Unschuldigen, und das sei er – Mehmet Ali C., und deswegen müsse er auch aus der U-Haft In langatmigen Ausführungen mit vielen Nebensächlichkeiten präsentiert der Türke am Montag zum Auftakt des Prozesses vor der 2. Strafkammer eine ausgeprägte Selbstdarstellung: Er sei nicht nur unschuldig, er sei auch großartig, einfühlsam und verständnisvoll. Frauen würden auf ihn fliegen, früher zumindest. „Locker drei, vier Frauen am Tag“, Sex wie am Fließband. Mehmet der Gigolo. Seine Aggressionen habe er längst im Griff. Er habe viel gelernt in der Therapie im Gefängnis, Verständnis und Mitgefühl zum Beispiel. „Ich weiß, dass ich ok bin“, findet er. Man erlebt selten, dass sich ein gefährlicher Mann derart selbst entlarvt. Und der 42-Jährige gilt als gefährlich, das haben seit 2003 mehrere Frauen leidvoll erfahren. Mehmet C. ist ein Gewalt- und Sexualstraftäter, einschlägig verurteilt. Vor der 2. Strafkammer geht es darum, ob der Türke als Vergewaltiger ein Wiederholungstäter ist. Ihm droht im Falle der Verurteilung dann die Sicherungsverwahrung.
 wiesbadener-tagblatt.de

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