Thursday, September 29, 2016

»Tag des Zorns«

Wenn am Freitag der ehemalige Präsident Israels Shimon Peres unter Anteilnahme von Gästen aus aller Welt beigesetzt werden wird, könnte das Gedenken an den Friedensnobelpreisträger durch »palästinensische« Gewalt gestört werden. Die Hamas hat den Freitag zu einem »Tag des Zorns« erklärt und will damit den Beginn der seit einem Jahr anhaltenden »Messerintifada« feiern.
Zugleich läßt der »palästinensische« Arm der Ikhwan keine Zweifel daran aufkommen, was er und jene, die ihn unterstützen, von Shimon Peres halten: »Das palästinensische Volk ist sehr glücklich über den Tod dieses Kriminellen«, erklärte Sami Abu Zuhri, ein »Sprecher« der Islamisten, der Nachrichtenagentur AP. Für Israel beginne nun eine »Phase der Schwäche und Verletzbarkeit«.
Auf die ihr eigene Weise gelingt es der Hamas mit ihren Äußerungen, deutlich zu machen, welchen Feind der jüdische Staat mit ihr hat. Sie ist ein Gegner, der keinerlei Anstand kennt und sich in seinem Wahn von Vernunft nicht bremsen läßt: Einen »Tag des Zorns« zu inszenieren, während Dutzende Staatsoberhäupter in Israel weilen, dürfte kaum Werbung für die »Palästinenser« sein.
Dennoch freilich erinnert die Kaltschnäuzigkeit der Hamas auch daran, daß sie international zwar irgendwie geächtet sein mag – die EU könnte ihr demnächst das Label »terroristische Organisation« entziehen –, ihr gleichzeitig aber bewußt ist, wie wenig ernst diese Ächtung tatsächlich gemeint ist. So gilt international eine denkbare »Versöhnung« zwischen ihr und der PLO als wünschenswert.
Und erklärte mit Frank-Walter Steinmeier ausgerechnet der deutsche Außenministerdarsteller auf der »Aufbaukonferenz« im Oktober 2014 in Kairo, »Gaza darf nicht mehr von der Hamas und anderen Extremisten als Waffenlager missbraucht werden«, hat das seine Regierung nicht davon abgehalten, weitere Millionen nach Gaza zu schicken, obgleich davon doch die Hamas profitiert.
Bleibt von durchaus richtigen Erkenntnissen aber in der Praxis wenig übrig, nimmt es nicht wunder, handelt die Hamas, wie sie das tut. Viele der Staatsgäste, die am Freitag um Shimon Peres trauern werden, stehen gleichzeitig für eine Politik, die sich mit der Hamas nicht anzulegen bereit ist, die die Islamisten mindestens indirekt stützt. Könnte ein »Tag des Zorns« ein Umdenken bewirken?
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