Höhepunkt der Netzrealität waren die Vorkommnisse des Jahreswechsels
2015/16 in Köln: Während Sender und Zeitungen noch die offizielle
Verlautbarung von einer harmonischen Silvesternacht nachbeteten,
kursierte im Netz längst die bittere Realität massenhafter Gewalt gegen
Frauen, die zunächst die Onlineredaktion des mutigen „Kölner Express“
bundesweit abrufbar machte.
Es ist dies vermutlich eine Wendemarke in der
Mediengeschichte: Erstmals trieben Onlinemedien die klassischen Medien
vor sich her, zwangen sie dazu, ähnliche Vorkommnisse auch in anderen
Großstädten zu thematisieren.
Und seither reagiert die Politik garstig auf den Widerspruch
im Netz: Zunächst trat Justizminister Heiko Maas eine
Hate-Speech-Kampagne los, um Kritiker zum Schweigen zu bringen. Schon
das ein skandalöser Vorgang: Neuerdings soll eine privatrechtliche
Stiftung anstelle von Gerichten und Verfahren nach eigenem Gusto
beurteilen und sanktionieren – der sensible Umgang mit dem Grundrecht
der Meinungsfreiheit wird privatisiert. Allein für den Versuch wäre
früher ein Minister zum Rücktritt gezwungen worden.
Dass Maas auf eine Ex-Stasi-Agentin als Stiftungsvorsitzende
zurückgreift, die dann noch die früher von der Stasi verfolgte
Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld erneut als „Nazi“ zu diskreditieren
versucht – umso schlimmer. Auf die Hate-Speech-Kampagne folgt der
Angriff auf Facebook.
Unter dem Druck Berlins löscht und sperrt Facebook seither
willkürlich Texte und Autoren. Zwar ist Facebook ein privates
Unternehmen, aber auch als solches unterliegt es einem Willkürverbot –
wobei Maas Willkür gegen „Rechte“ zum Prinzip erhebt. Und als dritte
Eskalationsstufe jetzt also Fake News. Falschmeldungen, die früher
verharmlosend Ente oder in der Häufung Propaganda genannt wurden, heißen
heute Fake News. Und wieder steht eine Stiftung bereit: das
Journalistenbüro Correctiv aus Essen will künftig „falsch“ und „richtig“
bei Facebook bewerten. Es ist eine SPD-nahe Stiftung. Aufgefallen ist
sie durch skandalöse Falschmeldungen: So wurde Hillary Clinton zur
Wahlsiegerin ausgerufen – was stören schon Fakten? Mit Geld von der
Deutschen Bank finanziert organisiert Correctiv einen Feldzug gegen die
Sparkassen. Ist das Unabhängigkeit? Und Kliniken werden bezichtigt,
Hygienestandards zu verletzen – dummerweise so fehlerhaft, dass
Correctiv zurückziehen muss. Das also sind die neuen Faktenchecker von
Gnaden der SPD.Früher konnten nur Regierungen und Zeitungen oder Rundfunksender Fake
News erfinden – mit dem Internet neuerdings auch die Bürger. Manche sind
tatsächlich empörend, aber auch jeder Zeitungsleser wundert sich häufig
genug über erkennbare Falschmeldungen. In ihrer schwierigeren Form sind
Falschmeldungen nicht immer „falsch“– sie sind oft nur anders
gewichtete Wahrheit. Hat der Tsunami in Japan das Risiko deutscher
Kernkraftwerke erhöht und die Energiewende geradezu erzwungen? Ist die
Energiewende „erfolgreich“ oder ein gigantischer Misserfolg, eine der
größten Dummheiten in der Geschichte der Menschheit? Und ist diese
Formulierung schon wegen ihrer Zuspitzung fragwürdig? Weil sie Merkel
nicht gut aussehen lässt? Hier werden Regierung und Kritiker nie
zueinanderfinden.
http://www.tichyseinblick.de/tichys-einblick/eine-zensur-findet-doch-statt/
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