Thursday, June 22, 2017

Faktencheckcheck

»Palästina«, das wissen die »Faktenprüfer« beim WDR, einem gebührenfinanzierten deutschen TV-Sender, dem nach eigener Auskunft »Antisemitismus ein zentrales, gesellschaftliches Thema« ist, nicht, hat ein »Außenministerium«, das am 19. Juni 2016 eine Erklärung herausgab, in der es sich unter Berufung auf Vertreter der israelischen »NGO« Breaking the Silenc (BtS) überaus alarmiert gab.
Und dazu hätten die »Palästinenser« in der Tat allen Grund gehabt, stimmte ihre Story: Nach der hatten Rabbiner die Regierung in Jerusalem aufgefordert, jüdischen »Siedlern« zu gestatten, für »Palästinenser« bestimmtes Wasser zu vergiften. Die PLO des »Palästinenserpräsidenten« reagierte darauf, wie nun binnen Stunden etwa türkische Medien berichteten, nicht eben erfreut:
»Rabbiner Shlomo Mlma, Vorsitzender des Rates der Rabbiner der Siedlungen in der Westbank, hat ein Papier veröffentlicht, mit dem jüdische Siedler aufgerufen werden, Wasser in Dörfern und Städten in den palästinensischen Gebieten in der Westbank zu vergiften.
Wie die gegen die Okkupation kämpfende israelische Organisation ›Breaking the Silence‹ erklärt, sollen mit dem Aufruf zur Vergiftung palästinensischen Trinkwassers Palästinenser dazu bewegt werden, ihre Dörfer zu verlassen und so den Weg zu ebnen für eine Übernahme des Landes durch die Siedler.
›Das ist Hetze, ein Aufruf zur Ermordung der Palästinenser‹, sagte Wasil Abu Youssef, ein Mitglied des Exekutiv-Komitees der PLO, gegenüber der Agentur Anadolu am Sonntag.«
Darauf gingen verschiedene israelische Medien – etwa die Jerusalem Post – und Organisationen, beispielsweise Palestinian Media Watch (PMW), auf die Suche nach »Rabbiner Melamed« oder »Mlma« oder »Mlmad«, fanden jedoch niemanden, auf den die Beschreibung zutraf. Ähnlich ging – am 20. Juni 2016 – die Suche nach dem »Rat der Rabbiner der Siedlungen in der Westbank« aus.
Und sogar Breaking the Silence wollte von der inzwischen nur noch ihrem Gründer Yehuda Shaul zugeschriebenen Story nichts wissen, wie die Jerusalem Post berichtete. Und so stand innert kurzer Zeit fest, daß es sich bei dem Aufruf des »Außenministeriums« des Regimes in Ramallah um eine Falschmeldung handelt(e), ursprünglich ausgedacht von einem irren »Menschenrechtsaktivisten«.
Vor einem Jahr, am 22. Juni 2016, empfing das Europäische Parlament dann Abu Mazen, den es als »Präsidenten der Palästinenser« bezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt hätten jeder Abgeordnete, ihr Präsident Martin Schulz, der heutige SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat der SPD, und natürlich auch ihr Gast wissen können, daß »Rabbiner Melamed« und sein Aufruf eine Erfindung waren.
Dennoch behauptete der auch als Mahmoud Abbas firmierende Abu Mazen alsbald unter Beifall aus der gesamten Volksvertretung, dem sich kaum ein Abgeordneter verweigerte, Israel sei ein »rassistischer«, ein »faschistischer« Staat, der »unser Land in ein offenes Gefängnis verwandelt« habe. Und dann, etwa zur Halbzeit seiner Rede, erklärte er laut deutscher Simultanübersetzung:
»Ich möchte auch noch sagen, daß es durchaus Rabbiner in Israel gibt, die ganz deutlich gesagt und angekündigt haben, gegenüber ihrer Regierung, daß sie Wasser vergiften wollen, um Palästinenser zu töten. Was ist denn das, wenn nicht eine Gewaltverherrlichung und ein Aufruf zu Verbrechen und zu einem Genozid!«
Und in der englischen Übersetzung heißt es an gleicher Stelle, »einige« Rabbiner hätten verlangt, »our wells should be poisoned in order to have Palestinians killed«. »Von ›Brunnen‹ spricht Abbas hier jedoch nicht«, meinen die »Faktenprüfer« des WDR gleichwohl einwerfen zu müssen, »auch nicht von ›Plänen‹ der Rabbiner, das Wasser zu vergiften.« Und Martin Schulz, der fand das nie »inspirierend«.

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