Wednesday, June 28, 2017

Kleiner Feigling

Frank-Walter Steinmeier, der deutsche Bundespräsident, hat der Augsburger Allgemeinen verraten, »leider« seien »in Deutschland – ähnlich wie in anderen europäischen Ländern – wieder vermehrt antisemitische Ressentiments zu beobachten«. Ein »bis heute tradierter Antisemitismus« mische sich dabei »mit einem Antisemitismus in Teilen muslimisch geprägter Auswanderergruppen«.
Allerdings – »und das ist sehr wichtig«, wie der Politiker betont – stellten sich »die Mehrheit der deutschen Gesellschaft und der deutsche Rechtsstaat [..] klar gegen Antisemitismus und verurteilen ihn«. Leider gehört der ehemalige Außenminister selbst nicht zu dieser »Mehrheit der deutschen Gesellschaft«, wie seine Erklärung zeigt, weshalb er jüngst Yassir Arafat mit einem Kranz ehrte.
Was für ein deutsches Staatsoberhaupt eine Premiere gewesen sei, wie nach Angaben etwa des in Wien erscheinenden Standard die lokale Repräsentanz Deutschlands noch hervorhob, sei für ihn doch nur Routine gewesen: »Die Kranzniederlegung am Grab von Arafat ist inzwischen bei offiziellen Besuchen aller ausländischer Staatsoberhäupter Teil des palästinensischen Protokolls«.
Aus diesem Grund gibt es ausländische Staatsoberhäupter, die um Ramallah einen Bogen machen und, läßt sich eine Visite schon nicht vermeiden, beispielsweise nach Bethlehem ausweichen. Doch ein Frank-Walter Steinmeier ist eben kein Donald J. Trump. Und so verwundert es auch nicht, daß das deutsche Staatsoberhaupt keine Skrupel verspürte, am Montag Javad Zarif zu empfangen.
Von deutschen Medien eher ignoriert, gehörten freilich nicht nur Außenminister Sigmar Gabriel und Amtsvorgänger Frank-Walter Steinmeier zu den Repräsentanten Deutschlands, die sich über den Besuch des iranischen »Außenministers« freuten: Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble nutzte die Gelegenheit gern, mit dem Vertreter Teherans über eine Vertiefung finanzieller Bande zu reden.
Wie hätte er, Frank-Walter Steinmeier, sich da widersetzen können? Wenn andere Repräsentanten Deutschlands sich nicht daran störten, daß Javad Zarifs »Ministerium« nur kurz zuvor mit wilden Anwürfen gegen Israel gehetzt hatte, dann konnte doch auch er, der deutsche Bundespräsident, nicht zeigen, was nach seiner Auskunft eine »Mehrheit der deutschen Gesellschaft« auszeichnet.
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