Wednesday, January 31, 2018

Antisemitismus: Zweifel an Statistik nehmen zu

Haben Sie schon einmal den Faktencheck von Hart aber fair gelesen? Kaum, oder? Nun ist so eine Nachverfolgung von Behauptungen zur besten Sendezeit sicher lobenswert. Noch besser wäre es aber wohl, wenn auch die Medien bei nachgewiesenen Falschbehauptungen oder willfährigen Verdrehungen nachhaken würden.
Nun sind immerhin die sozialen Medien dann besonders wirkmächtig, wenn es um solche Widersprüche geht. Sie sind schnell, sie sind spontan, sie sind sofort zur Stelle, wie jetzt in der Nachlese der letzten Anne Will-Sendung, als sich im letzten Drittel der Sendung abzeichnete, das es der Moderatorin und einem Teil ihrer Gäste darum ging, antisemitische Übergriffe islamistischer und muslimischer Menschen in Deutschland zu relativieren oder gleich ganz unter den Tisch fallen zu lassen.Idee der Sendung war es offensichtlich, Antisemitismus zu einer „kollektiven Bewusstseinskrankheit“ der Deutschen zu erklären und den neuen Antisemitismus aus Migrantenkreisen zu verdecken. Nun sind es allerdings ausgerechnet die Opfer dieses neuen Antisemitismus, die Ross und Reiter nennen. Das Westfalen-Blatt zitierte dazu den Bericht eines „Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus“, der auf Anregung der Bundesregierung im April 2017 von Wissenschaftlern vorgelegt worden war.
Und eben dieser Bericht stellt fest, dass fremdenfeindliche und antisemitische Straftaten generell immer dann dem Phänomenbereich „Politisch motivierte Kriminalität Rechts“ zugeordnet werden, „wenn keine weiteren Spezifika erkennbar“ und „keine Tatverdächtigen bekannt geworden sind“. So würde beispielsweise ein Schriftzug wie „Juden raus“ in der Kriminalitätsstatistik als „rechtsextrem“ geführt, obwohl er auch in islamistischen Kreisen benutzt werde. „Damit entsteht möglicherweise ein nach rechts verzerrtes Bild“, schrieben die Autoren des Expertenberichts.
Nichtsdestotrotz mahnte die bei Anne Will eingeladene Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli in der Sendung davor, einen neuen Antisemitismus bei muslimischen Migranten überzubewerten. Immerhin seien 90 Prozent der Übergriffe solche von Rechtsradikalen. Geht es nach dem Westfalen-Blatt, sehen das die Opfer dieser Angriffe freilich ganz anders, und die müssten es ja wissen: Acht Prozent der Juden in Deutschland gaben demzufolge an, „dass Angehörige oder Bekannte im Laufe des vergangenen Jahres Ziel von körperlichen Angriffen gewesen seien. Weitere 36 Prozent wurden beschimpft oder beleidigt. 81 Prozent der Angriffe und 62 Prozent der Beleidigungen seien von Muslimen gekommen.“
https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/antisemitismus-zweifel-an-statistik-nehmen-zu/

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