Thursday, March 01, 2018

Verschleiert die Polizeistatistik die Urheber der Gewalt gegen Juden?

„Der gewalttätige Antisemitismus kommt heute nicht von rechts, auch wenn die irreführenden Statistiken etwas anderes sagen.“ Das behauptete der Historiker und frühere Professor an der Bundeswehrhochschule Michael Wolffsohn in einem Interview mit der Neuen Züricher Zeitung. Wolffsohn kritisierte, in der polizeilichen Kriminalstatistik würden antisemitische Straftaten vorwiegend dem rechtsextremen Milieu zugeordnet werden. Das sei irreführend, man könne auch von „Verschleierung“ sprechen. Wolffsohn berichtete: „Wenn ich mich in meinem jüdischen Bekanntenkreis umhöre, dann sagen alle das Gleiche: Gewalt gegen Juden geht ausschliesslich von Muslimen aus.“ Wie kommt es also, dass die Polizeistatistik diese Erfahrungen nicht widerspiegelt? Für das erste Halbjahr 2017 führt sie in Berlin 91,6 Prozent aller angezeigten Straftaten „mit antisemitischer Motivation“ unter dem Stichwort „Politisch motivierte Kriminalität rechts“ (PMK-rechts). Das sieht eindeutig aus. Bei näherem Hinsehen steht dieser Befund aber auf tönernen Füßen. Denn der Kriminalpolizeiliche Meldedienst ordnet die Straftaten freihändig zu, wenn die Täter nicht bekannt sind. Wenn es sich um eine antisemitische Straftat handelt und nichts Genaues ermittelt wurde, wird sie rechts eingeordnet und nicht bei den Islamisten. Wenn Unbekannte judenfeindliche Parolen sprühen oder einen jüdischen Bürger überfallen, dann wird ein rechtsextremer Hintergrund vermutet, obwohl genauso gut auch Islamisten die Täter sein könnten. Im Sommer 2014 notierte die Polizei „Sieg Heil“-Rufe aus einer Demonstration radikaler Muslime und unterstellte einen rechtsextremen Hintergrund.
https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/verschleiert-die-polizeistatistik-die-urheber-der-gewalt-gegen-juden

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