Monday, December 24, 2018

Lügen oder Wasser auf die Mühlen der Falschen?

Im 24. September 2018, mitten im Wahlkampf vor den Bayerischen Landtagswahlen, als das gesamte politische Berlin vor dem »Erstarken der Rechten« zitterte, verlautbarte ZDF Heute via Twitter eine jener Meldungen, die auffällig gut ins Weltbild linksgrüner Einheitsmeinung passen:
Traute #Lafrenz, letzte Überlebende der Widerstandsgruppe #WeisseRose hat in einem Interview vor dem Wiedererstarken der Rechten in #Deutschland gewarnt: »Die Art, in der jetzt über Flüchtlinge geredet wird wie über Kriminelle oder Vieh, da werde ich hellhörig. Ich weiß auch, was Politiker im Bundestag nun wieder so sagen. ‚Lügenpresse‘, ‚Volksverräter‘, ‚Stolz auf die Wehrmacht‘? Diese Leute wissen ja gar nicht, wovon sie reden, aber sie benutzen die gleichen Tricks. So fängt es an.


Das Zitat selbst ist als Grafik gestaltet, dramatisch weiß auf schwarzem Hintergrund gesetzt, die Hervorhebungen der Triggerwörter via Fettschrift sind vom ZDF so gesetzt.

Die recht unverhohlene Parteinahme des ZDF bezog sich auf ein Interview im Spiegel mit einer 99 Jahre alten letzten Überlebenden der »Weißen Rose«, Traute Lafrenz. Das Interview wurde vom inzwischen einigen mehr Lesern auch namentlich bekannten Claas Relotius geführt. Viele, sehr viele Journalisten und Aktivisten teilten das Interview.

Wie würdigt der interviewende Spiegelreporter das Leben einer Widerstandskämpferin gegen ein Regime, das die Propaganda gegen seine Gegner auf ganz neue Stufen hob? Richtig, indem er Propaganda gegen die Gegner der aktuellen Regierung mit ins Interview mogelt.

Am 20.12.2018 meldet der Spiegel, im Zuge des Claas-Relotius-Skandals:
Kaum ein Text von Claas Relotius wurde so gelobt wie sein Gespräch mit Traute Lafrenz, der letzten Überlebenden der „Weißen Rose“. Jetzt zeigen erneute Recherchen: Auch in diesem Text sind Passagen offenbar erfunden. (spiegel.de, 20.12.2018)

Zu den erfundenen Passagen zählen wohl unter anderem die Aussagen mit Bezug auf Chemnitz; Frau Lafrenz schloss aber explizit nicht aus, dass es weitere erfundene Passagen gibt (Zitat Spiegel 20.12.2018: Lafrenz wiederholte während des zweiten Gesprächs am Mittwoch mehrmals: „Das habe ich bestimmt nicht gesagt.“ Nach weiteren Beispielen für falsche Zitate gefragt, sagte sie: „Ja, reicht Ihnen das denn nicht?“).

Teile des Interviews wurden z.B. von den Aktivisten mancher Nachrichtredaktion als gezielt gegen »die Rechten« – auf deutsch: die AfD – verwendet, und auch die erstaunlich detailreichen Bezüge auf die wahlkampfrelevanten – teils ebenfalls frei erfundenen – Ereignisse in Chemnitz. (Anlehnend an den Film Inception könnten man fast von Fakeception reden: Wenn in einem teilweise wahren Interview später Fake-Aussagen eingebaut werden, die sich auf Ereignisse beziehen, die zum Teil – aber eben wieder nur zum Teil – ebenfalls erfunden und aufgeblasen sind – wow! Solche ineinander geschachtelten Fake News aus Berlin erinnern strukturell an die schrottwertigen Derivate von Derivaten, welche mit zur Bankenkrise von 2008 führten – und dazu gleich zwei Filmtipps: Margin Call und The Big Short; beide großes Kino, und obwohl sie als Fiktion gelten, enthalten sie, wie nun auch offiziell feststeht, wohl mehr Wahrheit als manche Spiegel-Reportage – ob Qualitätsjournalismus oder Hollywood, stellen Sie Popcorn bereit!)

Die Passagen erschienen schon damals Lesern, die noch nicht vollständig ins Haltungskoma abgeglitten waren, als mindestens verdächtig – um es höflich zu sagen – aber selbstredend nicht den Spiegel-Verantwortlichen.

Was den Haltungscheck besteht, dafür wäre auch nur der Check auf Plausibilität die blanke Ketzerei! Doch, insgesamt ist die Sache dann doch ein Skandal, oder wie wir dieser Tage hören – und bei dieser Formulierung sollten wir hellhörig werden: Es ist »Wasser auf die Mühlen der Falschen«.

https://www.tichyseinblick.de/meinungen/luegen-oder-wasser-auf-die-muehlen-der-falschen/

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