«Die islamische Kultur ist eine Bereicherung», sagt Regierungsrat Martin Klöti. «Nein, sie ist eine ernstzunehmende Gefahr», kontert Islamwissenschafter Mounir Hikmat. Am Fürstenlandforum der SVP-Kreispartei Wil in Niederuzwil gingen die Emotionen hoch.Die einleitenden Aussagen Klötis und Hikmats standen sich inhaltlich diametral gegenüber. Die hier lebenden Muslime seien als Kriegsflüchtlinge oder aus wirtschaftlichen Gründen in die Schweiz gekommen, sagte der St. Galler Innenminister. «Sie stellen keine Gefahr dar.» Umso mehr nicht, als nur ein Bruchteil dieser den Islam streng auslege. Klöti zog Vergleiche mit den Italienern, die in den 1960er-Jahren zugewandert waren und deren Pizza-Kultur damals so fremd gewesen sei, wie die Eigen- und Gepflogenheiten der heutigen Immigranten aus dem islamischen Raum. Heute wisse man: Sie ist eine Bereicherung.Ein hinkender Vergleich, findet der Winterthurer Islamwissenschafter und Theologe Mounir Hikmat. Er sagt: «Die Angst, die Islamophobie, ist begründet und durchaus berechtigt.» In seinem Votum mahnte er zur Differenzierung. «Es gibt moderate Muslime, aber es gibt keinen moderaten Islam», machte er deutlich. Hikmat weiss, wovon er spricht. Vom Islam zum Christentum konvertiert, musste er seine Familie in Marokko verlassen und war – als nun «Ungläubiger» – selbst in Deutschland gezwungen, wegen Morddrohungen zehn Mal sein Domizil zu wechseln. Nicht das Individuum aus dem islamischen Kulturkreis, das Muslim sein will, sei das Problem, sondern der auf dem Koran basierende Islam, der sehr viel mehr sei als eine Religion. «Der Islam ist eine Weltanschauung, eine Ideologie, eine «Zivilisationsidee», in der die Demokratie keinen Platz habe. Genau hier setzt Mounir Hikmat an: «Die Menschen brauchen unsere Werte». Den Weg dahin sieht Regierungsrat Martin Klöti, seines Zeichens auch Direktor der Sozialdirektorenkonferenz, in der Integration der muslimischen Bevölkerung in den Arbeitsmarkt. Der falsche Ansatz hingegen sei die zunehmende Anpassung der westlichen Welt an islamische Riten und Gebräuche, warf Mounir Hikmat ein. «Schauen wir weg, wenn einer Frau der Händedruck verweigert wird, in Schulen das Weihnachtsfest nicht mehr zelebriert und Schweinefleisch vom Grill verbannt wird, bedeutet dies, dass wir die Scharia akzeptieren», sagte Hikmat, der nicht das geringste Verständnis dafür aufbringt, dass die Schweiz Menschen wie Rachid Nekkaz (der bei Verstössen gegen das «Anti-Burka-Gesetz» die Bussen zahlt) gewähren lässt.Damit war die Diskussion erst richtig lanciert. Schelte gab es, in eben diesem Zusammenhang, für SP-Regierungsrat Fredy Fässler. Mit seiner Aussage, das vom Volk angenommene «Verhüllungsverbot» sei realitätsfremd, habe er die Demokratie mit Füssen getreten, monierte ein Forumsteilnehmer. Aber auch Regierungspräsident und Bildungsdirektor Stefan Kölliker (SVP) bekam sein Fett weg. Er greife im schulischen Bereich nicht konsequent durch. Irgendwann liessen sich die Probleme mit den sprachlichen Defiziten von Kindern aus muslimischen Familien und den kulturell bedingten Autoritätsfragen (Eltern/Lehrpersonen) nicht mehr lösen, hiess es. «Es ist leicht, Menschen aus der islamischen Kultur zu manipulieren», warnte Hikmat. Und es wäre ein fataler Fehler zuzuwarten, bis sich Mehrheiten von kleinen Gruppierungen, fundamentalistischen Zellen, radikalisieren liessen. Letztere seien in Europa. «Zehntausende von mutmasslichen Terroristen sind – das lasse sich nachweisen – mit der Flüchtlingskrise in den europäischen Raum eingereist», sagte Hikmat. Er rief dazu auf, von Grossbritannien, Schweden oder Deutschland zu lernen. Dort sei es Muslimen punktuell bereits gelungen, die Scharia an die Stelle des nationalen Rechts zu setzen.
Hinzugelernt hat auch Martin Klöti, der für den Besuch der Veranstaltung seine Ferien unterbrochen hatte. Folgendes werde er mitnehmen, versicherte er: An den Schulen sind die Gesetze konsequenter durchzusetzen. Ausserdem gelte es, sich zu wappnen, falls die «Integrationsagenda Schweiz» nicht greifen sollte. Generell, sagte Klöti, «gilt es, die systematische Infiltration zu registrieren und zu bekämpfen.»
tagblatt.ch
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