Monday, June 28, 2010

Was Sie schon immer über die Zeitschrift TITANIC wissen wollten

Falls Sie sich in der letzten Zeit gewundert haben, weshalb die Satirezeitschrift Titanic nichts zu der Zensur gegen Southpark und den Angriffen auf Mohammedkarikaturisten zu sagen hatte, dafür aber um so mehr den Namen "Mixa" strapazierte, hier vielleicht die Erklärung:
Im neuen Monatsmagazin KONKRET berichtet der Maler Ernst Kahl über den ehemaligen Titanic-Chef Thomas Gsella
Konkret: Sind Leute, die sich über Karikaturen entrüsten, ehrlich empört, oder warten sie auf die Gelegenheit, sich wichtig zu machen?
Kahl:
Die dänischen Zeichner, die die Mohammed-Figuren gezeichnet haben, haben überhaupt nicht mit Empörung gerechnet. Ich habe eine Weile in Dänemark gelebt, daher weiß ich, daß es zur dänischen Mentalität gehört, mit solchen Dingen zu spielen. Die Dänen sind ja eigentlich gar nicht provokant. Wenn sie wirklich provokant sein wollen, ist es meist völlig unverständlich. Ich habe das mal miterlebt, im Parlament, dem Folketing. Da hat der Rechtspopulist Mogens Glistrup den Kommunisten Knud Jespersen auf eine typisch dänische Weise - er kommt auch noch aus Bornholm - beschimpft: "Du bist ein großes Arschloch." Da ging Jespersen ans Rednerpult und sagte: "Mogens Glistrup, weißt du, was du in meinen Augen bist? Ein ganz kleiner Bornholmer Zwerg." Dann wurde gelacht, solche Auseinandersetzungen haben in Dänemark immer etwas Spielerisches. Deshalb hat das die Dänen forbavset - also erstaunt -, daß die Mohammed-Zeichnungen zu solchen Reaktionen geführt haben.
Konkret:Haben Sie schon mal mit Islamisten zu tun gehabt?
Kahl: Nach einer Arbeit, die in "Titanic" und einer großen österreichischen Zeitung erschienen war, bekam ich Post von Leuten, die den Namen nach Mohammedaner waren. Das Bild zeigte einen kleinen Jungen unterm Tannenbaum, so ein Fünfziger-Jahre-Foto, das ich retuschiert hatte. Der Junge hat eine akkurate Frisur mit so einem schönen Scheitel und trägt einen Patronengurt. Im Hintergrund leuchten die Weihnachtskugeln, festliche Atmosphäre. Der Junge sitzt vor dem Baum und hält in der Hand so eine typische runde Bombe mit Zündschnur. Er entzündet sie gerade, es sprühen die Funken. Ein anrührendes Bild. Darüber habe ich arabische Schrift gesetzt, von der ich nicht weiß, was sie bedeutet. Der damalige "Titanic"-Chefredakteur Thomas Gsella fragte mich ganz aufgeregt: "Was heißt das? Können wir das drucken?" Ich sagte ihm, daß ich es nicht weiß, daß es bloß aussieht wie arabische Schrift. Später bekam ich Post von österreichischen Mohammedanern, die das ganz toll fanden - weil sie den Jungen für einen Konvertiten hielten.
Konkret: Die haben also nichts Islamfeindliches daran finden können?
Kahl: Nein. Ist das nicht verrückt?

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