Monday, May 14, 2012

Salafist spricht bei Maischberger

Einer der bekanntesten Wortführer der Salafisten in Deutschland, Hassan Dabbagh, soll am Mittwoch in der ARD-Sendung “Menschen bei Maischberger” auftreten. Kritiker werfen dem Sender nun vor, dem Islamisten ein Forum zu bieten. Es ist nicht das erste Mal, dass Dabbagh in der ARD vor die Kameras tritt.
Er wird auch der “Imam von Sachsen” genannt – am Dienstag um 22.45 Uhr ist er zu Gast bei Sandra Maischberger. Imam Scheich Hassan Dabbagh wird gemeinsam mit dem Journalisten Michel Friedman, der Schauspielerin Renan Demirkan, der zum Islam bekehrten Moderatorin Kristiane Backer, dem katholischen “Spiegel”-Autor Matthias Matussek und dem CDU-Politiker Wolfgang Bosbach auftreten. Diskutieren werden die Gäste über das Thema: “Die Salafisten kommen: Gehört der Islam wirklich zu Deutschland?”. Die Sendung bietet allerhand Zündstoff. Unterschiedlicher könnten die Diskutanten nicht sein. Demnach ist damit zu rechnen, dass sich die Gäste ordentlich streiten werden. Und schon im Vorfeld der Sendung wurde Kritik an der Einladung des Imam laut.
EZW: “Nicht aus Erfahrungen gelernt”
Friedmann Eißler, Experte für Salafismus bei der “Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen” (EZW), erklärte schriftlich, damit biete die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt einem einschlägig bekannten Kopf der Salafistenszene in Deutschland zum wiederholten Mal ein Forum. “Das Erste” habe aus Erfahrungen der Vergangenheit offenbar nicht gelernt. Dabbagh war 2006 bereits bei Sabine Christiansen und bei Maischberger zu Gast. “Wer lässt diesen Mann immer wieder ins TV?”, fragte die “Bild”-Zeitung damals. “Spiegel Online” schrieb: “In deutschen Talkshows wird ein umstrittener Islam-Repräsentant herumgereicht.”
Dabbagh soll unter anderem dem Salafistenprediger Pierre Vogel nahestehen. Gemeinsam mit ihm habe er Islam-Seminare organisiert, berichtete die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” (FAZ) jüngst und nennt die Veranstaltungen einen “Schritt auf dem Weg der Radikalisierung einiger Militanter”. Bekkay Harrach, ein späterer Al-Qaida-Kämpfer, der vor der Bundestagswahl 2009 Deutschland mit Attentaten drohte, habe auf den Seminaren Vorträge gehalten. Auch Eric Breininger, der sich innerhalb weniger Monate radikalisierte und sich der “Islamischen Dschihad Union” anschloss, sei als Besucher dort gewesen. 2008 ermittelte die Polizei gegen Dabbagh und andere Prediger wegen Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung. Das Verfahren wurde eingestellt.
“Plattform für Ideologien”
Kritik kam auch vom Beauftragten der “Deutschen Evangelischen Allianz” am Sitz des Bundestages und der Bundesregierung, Wolfgang Baake: “So wie es eigentlich zur Selbstverständlichkeit eines öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehsenders gehören sollte, dass man keine Links- und Rechtsradikalen in eine Sendung einlädt und ihnen eine Plattform für ihre Ideologien bietet, so sollte man auch den Salafisten keine Plattform bieten”, teilte er mit. Diese Art der Werbung sei effektiver als die gesamte Koranverteilung der Salafisten. Baake kritisierte zudem die “Blauäugigkeit”, mit der die Presseinformation für die ARD-Sendung abgefasst worden sei. So werde Dabbagh zu “einem der wichtigsten Gelehrten des Islam in Deutschland” und zu einem “muslimischen Geistlichen” gemacht. In der Ankündigung der Sendung finde sich aber kein Hinweis auf die gefährliche Ideologie Dabbaghs. Baake forderte die zuständige WDR-Intendantin Monika Piel auf, sich schnellstens mit der für den 15. Mai geplanten Sendung zu befassen und mögliche Korrekturen vorzunehmen.
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