Tuesday, December 04, 2012

Muslimischer Antisemitismus in Frankreich: Manfred Gerstenfeld interviewt Richard Prasquier

Seit Beginn dieses Jahrhunderts ist der muslimische Antisemitismus die extremste Form des Judenhasses in Frankreich geworden. Die Ermordung eines jüdischen Lehrers und dreier Kinder an der Otzar HaTorah-Schule in Toulouse im März 2012 unterstrich dies. Der Mörder, Mohamed Merah, behauptete aus Solidarität mit den Palästinensern zu handeln. Aus seinem Hass gegen Frankreich heraus tötete er außerdem drei französische Soldaten. Merahs älterer Bruder Abdelghani sagte mir, seine Mutter erfüllte alle ihre Kinder mit stark antisemitischer Gesinnung. Er wiederholte diese Behauptung in einem Buch, das er veröffentlichte. Seine Schwester erklärte im französischen Fernsehen, wie stolz sie auf ihren Bruder Mohamed ist. Als der vorige Präsident Nicolas Sarkozy eine Schweigeminute für die Opfer in den Schulen vorschlug, waren muslimische Schüler in einigen Schulen nicht bereit dem nachzukommen. Seit 2007 ist Dr. Richard Prasquier Vorsitzender der CRIF, der Dachgesellschaft der französischen jüdischen Organisationen. Er ist von Beruf Kardiologe. Wir sagten den Führern repräsentativer muslimischer Gremien, dass sie die Merah-Morde verurteilen sollten. Sie verurteilten sie zwar, aber hauptsächlich um zu beweisen, dass auch Muslime die Opfer von Mohamed Merah sind, weil seine Taten Islamophie schüren. Die meisten offiziellen Muslim-Organisationen sind schwach und genießen in der muslimischen Gemeinschaft geringe Unterstützung. Die Radikalen haben erfolgreich viele der muslimischen Moderaten zum Schweigen gebracht. Wir sehen auch, dass unter den französischen Muslimen der Einfluss aus arabischen Ländern zunimmt. Das gilt besonders für Qatar, das auch im französischen Sport Einfluss hat. Es gibt allerdings auch gute Nachrichten. Achtzehn französische Imame reisten gerade nach Israel. Ihre Bereitschaft zu diesem Besuch war mutig, da viele von ihnen starker Kritik durch andere Muslime unterworfen sind. Die Merah-Morde hatten in Frankreich unterschiedliche Auswirkungen. Einige Medien beginnen zu begreifen, dass radikale Muslime die republikanischen Ideale gefährden, die das Wesen der französischen Werte verkörpern. In einem Op-Ed in Le Monde erklärte ich, dass der radikale Islam gemeinsame Züge mit dem Nationalsozialismus hat.
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