Der australische Geheimdienst hat die Schlüsselrolle für der Entscheidung des Mossad Agenten, sein Leben zu beenden.
Aus den Einzelheiten, die britische und australische Medien bereits veröffentlicht haben, erfahren wir, dass Zygier das Opfer seiner eigenen Persönlichkeit und des überenthusiastischen Verhaltens und des Mangels an Sorgfalt und Vorsicht auf Seiten seiner Verbindungsleute in Israel war. Am meisten verärgert die Tatsache, dass die Leute, die für den australischen Inlandsgeheimdienst (ASIO) arbeiten, den Mossad Agenten mit Absicht in Schwierigkeiten gebracht haben und so indirekt zu seinem Selbstmord beigetragen haben.
Folgt man den Details, die bislang aufgetaucht sind, dann wurden Zygier und zwei seiner Kollegen, beide ebenfalls in Australien geboren und im Besitz der australischen Staatsbürgerschaft, Anfang des letzten Jahrzehnts vom Mossad rekrutiert. Nach einigen Jahren in Europa wurden die drei zurück nach Australien gesandt, um dort neue, authentische Pässe zu beantragen. Das australische Gesetz gestattet in jedem neuen Kalenderjahr den Antrag auf Namensänderung mit einem neuen Pass. ASIO behauptet, dass die drei dieses Gesetz genutzt haben, um eine Reihe von Pässen mit verschiedenen Namen zu beantragen, die ihre jüdische Identität verbargen und sie als Australier mit angelsächsischem Hintergrund ausgaben.
Zygier ließ sich während der vier Jahre, die er in Australien verbrachte, vier Pässe ausstellen. Die Australier behaupten, dass der Mossad diese Pässe brauchte, um Kämpfern und Agenten zu ermöglichen, feindliche Staaten zu betreten und Aufträge unter vorgegebenen Identitäten auszuführen. Offenbar wurden Zygier und seine Freunde nicht selbst in diese „Zielstaaten“ gesandt, aber ihre Pässe von anderen Leuten verwendet. Zygier selbst war nicht in Dubai, wie die kuwaitische Zeitung behauptet hat.
Diese Ereignisse geschahen zur Zeit der Al-Aksa-Intifada, als der Mossad seine Aktivitäten bezüglich der Beobachtung des iranischen Nuklearprogramms verstärkte, und zur gleichen Zeit daran arbeitete, den Waffenschmuggel und die Terrorangriffe, die der Iran initiierte, zu verhindern – wie zum Beispiel den Waffenschmuggel nach Syrien, zur Hisbollah und an die Palästinenser. Diese Aktivitäten wurden verstärkt, als der damalige Premier Sharon den neu ernannten Geheimdienstchef Meir Dagan 2002 anwies, sich auf den Iran zu konzentrieren.
Von dieser Zeit an geschahen eine Reihe peinlicher Arbeitsunfälle, die einige der Verbündeten Israels verärgerten. Eines dieser Ereignisse geschah 2004 in Neuseeland, einem der engten Verbündeten Australiens. Ein weiteres war die Ausschaltung von Mabhouh, dem Hamas Waffenschmuggler. In der Folgezeit wurde vom Polizeichef von Dubai behauptet, dass Mossad Agenten ausgedehnten Gebrauch von Pässen, die anderen Juden gehörten, gemacht hatten, einschließlich den Pässen australischer Juden. Während derselben Zeit behauptete ASIO, dass ein israelischer Diplomat der Botschaft in Canberra im Zusammenhang mit einer romantischen Beziehung Informationen über Aktivitäten der australischen Regierung gesammelt habe. Der Diplomat, Amir Laty, wurde 2005 aus Australien ausgewiesen. Vor diesem Hintergrund wurden die australischen Regierungsbeamten angewiesen, ihre Aufmerksamkeit auf israelische Aktivitäten zu richten, und 2009 gab das zuständige Regierungsbüro eine Warnung heraus, die den häufigen Namenswechsel von Zygier und seinen Kollegen betraf.
Diese Warnung wurde an ASIO weitergeleitet, das offenbar begann, die drei zu beschatten und sie später zum Verhör zu holen. Australischen Zeitungen wie The Age und einer weiteren Zeitung in Brisbane zufolge, galt Zygier als Hauptverdächtiger aufgrund der Dinge, die er oder einer seiner Kollegen während der Befragung sagte. Wobei dieses alles geschah, noch bevor die diplomatische Krise zwischen Israel und Australien aufgrund der Mabhouh Angelegenheit ausgebrochen war. Anscheinend gab es für Australien keinen Grund gegen Zygier vorzugehen, weil er selbst keine Spionage auf australischem Boden ausgeführt hatte.
Die ausschließliche Aufgabe von ASIO besteht darin, subversive und terroristische Aktivitäten gegen Australien zu verhindern. Und offenbar besaß der Geheimdienst keine Beweise, die darauf hinwiesen, dass die für Zygier und die anderen herausgegebenen Pässe illegaler Art waren, Es ist auch möglich, dass die australische Regierung wegen der guten Beziehungen zwischen dem Mossad und ASIS, dem australischen Auslandsgeheimdienst, die Sache auf sich beruhen lassen wollte.
Aber einige der ASIO Beamten verfolgten offenbar ihre eigene Agenda und sie waren nicht bereit, ihre israelische Beute so leicht gehen zu lassen – vielleicht aus Enttäuschung, beschädigtem beruflichen Stolz oder einfach weil sie Feinde Israels sind. Oder vielleicht, weil sie zudem erkannten, dass Zygier der Schwächste der drei war und weil sie davon ausgingen, dass etwas mehr Druck ihn brechen und dazu bewegen würde, alle seine Aktivitäten zugunsten des Mossad zu offenbaren. Es scheint, dass die beiden anderen australischen Juden, die befragt wurden, nicht genügend Information preisgaben, was ASIO dazu bewegte, die Medien als Werkzeug einzusetzen, um mehr Druck auszuüben.
Im Sommer 2009 begann ASIO mit diesem Angriff, der darauf hinauslief, dass die Medien Zygier angreifen sollten, um ihm weiszumachen, dass seine Aktivitäten bloßgestellt worden seien und er sich bei den australischen Behörden nicht noch mehr in Schwierigkeiten bringen sollte, indem er weiterhin alles verschwieg. Gegen Ende des Monates veröffentliche die australische Zeitung The Age einen Artikel, wonach drei junge Israelis mit australischer Staatbürgerschaft Pässe mit falschen Namen erhalten hatten, um den Iran, Syrien, Saudi Arabien und den Iran zu betreten. Den Reportern wurde im Wesentlichen gesagt, dass Zygier auf australischem Boden für Israel spioniert habe, und dass er daher beobachtet werden sollte.
Der australische Geheimdienst teilte dies einem Reporter namens Koutsoukis mit. Während dieser Zeit kehrte Zygier nach Israel zurück und informierte seine Vorgesetzten im Mossad, dass er in Australien verhört worden war. Noch vor der Mabhouh Angelegenheit rief Koutsoukis Zygier an und stellte ihm Fragen wegen der Pässe und seinen Aktivitäten im Dienst des Mossad. Koutsoukis behauptet, eine „anonyme Quelle“ in Israel habe ihm Zygiers Telefonnummer gegeben. Es ist jedoch davon auszugehen, dass diese Quelle nicht israelischen Ursprungs war.
In jedem Fall leugnete Zygier bei seinem Gespräch mit dem Reporter, dass er für den Mossad gearbeitet habe, aber Koutsoukis erhielt den Eindruck, dass Zygier ihm schließlich die ganze Story mitteilen würde. Der Reporter rief weiterhin an. Möglicherweise hat Zygier sich darauf eingelassen und ihm von seiner Arbeit für den israelischen Geheimdienst berichtet.
Zu einem gewissen Zeitpunkt wurde dann entschieden, dass genügend Beweise vorhanden waren, um eine Verhaftung und Untersuchung auszuführen. Der Rest ist bekannt. Zygier war in Einzelhaft unter einen falschen Namen, weil die Namen auf den verschiedenen Pässen, einschließlich seines richtigen Namens, bekannt waren. Zygier war kein hochrangiger Mossad Agent. Es ist nicht überraschend, dass Zygier, ein leidenschaftlicher Zionist, die Schuld nicht ertrug und Selbstmord verübte. Man kann nicht sagen, dass er sein Land verraten hat; er konnte seinen eigenen Erwartungen und denen seiner Familie und seines Umfelds nicht gerecht werden. Die Last wurde zu schwer für seine gequälte Seele.
Die Frage ist aber die: Warum hat ASIO die Geschichte der Presse mitgeteilt? Der australische Inlandsgeheimdienst wusste, dass dadurch ein australischer Staatsbürger “verbrannt“ und das Leben eines Kollegen eines befreundeten Geheimdienstes, der bislang Australien direkt und indirekt beigestanden ist, in Gefahr gebracht wird. War ASIO sogar autorisiert, die Geschichte durchsickern zu lassen? Oder war es ein Racheakt anti-israelischer Natur, den ein oder mehrere Personen in der Agentur unabhängig gestartet haben? Und vor allem: Warum werden bis zum heutigen Tag weitere Details über Zygiers Aktionen durch den australischen Geheimdienst der Presse mitgeteilt?
Eines dieser durchgesickerten Details war, dass Zygier und seine Kollegen für eine Kommunikationsfirma in Italien gearbeitet haben sollen, die elektronische Waren in den Iran verkauft haben soll. Sind es dieselben Leute, die diese Geschichte verursacht und nun zurück in die Schlagzeilen der Medien gebracht haben? Ein ABC Reporter behauptet zwar, dass es eine israelische Quelle gebe, aber es gibt Gründe, davon auszugehen, dass ein oder mehrere Australier bei der Vorbereitung und Veröffentlichung des Artikels beteiligt waren. Wir mögen die Antworten auf diese Fragen nicht so bald erfahren, aber es ist klar, dass mindestens eine australische Geheimdienstorganisation eine bedeutsame Rolle bei der Tragödie um Zygier und seine Familie gespielt hat.
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