Monday, March 18, 2013

Niederländisch-türkische Jungs bewundern im Fernsehen Hitler und den Holocaust

Von Dr. Manfred Gerstenfeld
Am 17. Februar strahlte der niederländische Fernsehsender Nederland 2 ein Interview des ehrenamtlichen Jugendarbeiters Mehmet Sahin mit niederländisch-türkischen Jugendlichen aus. Er versucht Jugendliche in Arnhem, einer großen Stadt im Osten der Niederlande, zu bilden. In der Sendung gaben die Jugendlichen ihrer Bewunderung für Hitler und seine Rolle bei der Ermordung der Juden im Holocaust Ausdruck.
Mehr als eine Woche lang gab es in den niederländischen Medien kaum eine Reaktion.
Neun Tage später veröffentlichte die Kolumnistin Elma Drayer einen Artikel in der Tageszeitung Trouw, in dem sie schrieb, wie skandalös dieses Schweigen sei. Sie merkte an, hätten niederländische Jugendliche im Fernsehen gesagt, es wäre gut gewesen, wenn alle Muslime abgeschlachtet würden, einschließlich der Babys, dann hätte es eine stürmische Debatte darüber gegeben, wie furchtbar diese Äußerungen seien. Niederländische pro-muslimische Organisationen hätten vermutlich eine Demonstration organisiert, auf der auch prominente Linke mitmarschiert wären. Drayer schloss, dass Judenhass in den Niederlanden eine Stufe erreicht hat, auf der er sich vor dem Holocaust befand.
Das Center for Information and Documentation on Israel (CIDI), das auch antisemitische Vorfälle in den Niederlanden beobachtet, forderte die Bildungsministerin auf, die Initiative für eine landesweite Untersuchung zu antisemitischen Tendenzen bei Oberstufenschülern zu ergreifen. CIDI erwähnte auch, dass eine Studie in Amsterdamer Oberstufenschulen 2012 feststellte, dass solche Vorurteile großflächig vorhanden waren. Die meisten Schüler schienen die Verfolgung von Juden nicht zu befürworten. Sie glaubten allerdings, dass Juden „reich“ und „geizig“ seien. Aus dieser Wahrnehmung heraus erklärten oder verstanden sie die Gründe für die Verfolgung der Juden.
CIDI erklärte auch, dass antisemitische Ansichten sowohl unter nicht westlichen wie auch niederländischen Jugendlichen weit stärker verbreitet waren, als in der Vergangenheit angenommen wurde. Das war eine Schlussfolgerung, die man viel früher hätte ziehen können. Zumindest, was die muslimischen Jugendlichen angeht, ist der weitgehende Antisemitismus unter ihnen bereits seit vielen Jahren bekannt.
Es ist nicht klar, in welchem Ausmaß öffentliches Lob Hitlers und des Holocaust in den Niederlanden Straftaten sind. Derweil ermitteln Vertreter der Staatsanwaltschaft, ob die Jugendlichen strafrechtlich belangt werden sollen. CIDI hat sich entschieden keine Anzeige bei der Polizei zu stellen, um die Arbeit des Ehrenamtlers nicht zu behindern. Das scheint eine falsche Entscheidung zu sein. Die Fernsehsendung mit den türkischen Jugendlichen ist nur die Spitze des Eisbergs. Infolge der verfehlten Einwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte – wie in vielen anderen europäischen Ländern auch – haben die Niederlande die Ankunft von einer Million muslimischer Einwanderer auf willkürliche Weise zugelassen. Sie kommen oft aus Ländern, in denen Antisemitismus grassiert und Hetze gegen Israel und Juden in vielen Teilen der Gesellschaft, einschließlich der Elite, weit verbreitet ist.
Obwohl die niederländischen Behörden das nie untersucht haben, ist klar, dass es bezüglich des Antisemitismus unter Muslimen in den Niederlanden drei offensichtliche Schlussfolgerungen gibt. Die erste ist die, dass Antisemitismus unter muslimischen Einwanderern und ihren Nachkommen viel weiter verbreitet ist als in der autochtonen niederländischen Bevölkerung. Die zweite besteht darin, dass von Muslimen begangene gewalttätige antisemitische Taten oft schwerwiegender sind als die von einheimischen Niederländern begangene. Drittens schweigen führende Muslime und Organisationen gewöhnlich zu solchen Vorfällen. Das vermittelt den Eindruck, dass „wer auch immer schweigt, zustimmt oder es ihm zumindest egal ist“. In der muslimischen Gemeinschaft gibt es Ausnahmen davon, doch diese sind rar gesät.
Es gibt mehrere Erklärungen, warum die niederländischen Behörden nicht schon vor langer Zeit die Initiative ergriffen haben, um zu muslimischem Antisemitismus zu ermitteln. In einem Gespräch mit einem ehemaligen hochrangigen niederländischen Politiker und Ex-Minister sagte mir dieser vor Kurzem, dies geschehe aus Angst vor der muslimischen Bevölkerung und der möglichen Gewalt ihrerseits. Es gibt jedoch auch andere Gründe. Einige politische Parteien wie die Arbeitspartei erhalten viele muslimische Stimmen und wollen eine wichtige Wählerbasis nicht verärgern. Ein weiterer Grund ist der von den Niederlanden in ihren ehemaligen Kolonien damals praktizierte Rassismus. Viele Niederländer haben ein Schuldgefühl und behaupten unsinnigerweise, dass nur Weiße Rassisten sein können. Sie schauen daher bei Rassismus und Antisemitismus durch Minderheiten weg. In der Praxis bedeutet das, dass der bedeutende muslimische Antisemitismus so weit wie möglich ignoriert wird.
Viele weitere Abwegigkeiten werden verbreitet. Eine betrifft die Tatsache, dass die in der Fernsehsendung interviewten türkischen Jugendlichen „Straßenkinder“ seien. Wenn sie denn über muslimischen Antisemitismus schreiben, dann versuchen die Medien den Eindruck zu schaffen, dass dies der einzige Teil der muslimischen Gemeinschaft ist, in der es Probleme mit Antisemitismus gibt. Das stimmt nicht. Holocaustleugnung und fanatischer Antisemitismus sind auch bei vielen weiteren niederländischen Muslimen zu finden, beispielsweise auch bei Studenten an Universitäten. Es gibt keinen Unterschied bei Jungen und Mädchen. Das Schweigen der niederländischen Medien in diesem groben Fall von extrem antisemitischen Äußerungen muslimischer Jugendlicher illustriert einmal mehr ein Verlangen Wissen zu diesem Thema vom Auge der Öffentlichkeit fernzuhalten. Derweil wurde das Video der Sendung mit englischen Untertiteln ins Internet gestellt.
Heplev

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