JERUSALEM / RAMALLAH (inn) – Der Vorsitzende der israelischen Partei „Das Jüdische Haus“, Naftali Bennett, ist der Ansicht, Israel werde seine Entschuldigung gegenüber der Türkei noch bereuen. Viele Israelis nahmen das Eingeständnis ihres Premierministers Benjamin Netanjahu aber zum Anlass, ihre Ferien in der Türkei zu verbringen.
Seit die Entschuldigung Israels öffentlich gemacht worden sei, sehe es so aus, als ob der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan alles in seiner Macht Stehende tue, damit Israel diese Entschuldigung bereue, hieß es auf der Facebook-Seite Bennetts nach Angaben der israelischen Tageszeitung „Jerusalem Post“. Erdogan führe eine hasserfüllte Kampagne auf Kosten der israelisch-türkischen Beziehungen, schrieb der neue israelische Wirtschaftsminister. Netanjahu hatte am Freitag bei der Verabschiedung von US-Präsident Barack Obama am Flughafen mit Erdogan telefoniert. In dem Gespräch drückte er sein Bedauern über den Tod der neun Türken auf dem Schiff Mavi Marmara aus und gestand „operative Fehler“. Erdogan forderte jedoch, dass offiziell der Begriff „Entschuldigung“ fallen müsse und zeigte sich mit den Vorschlägen der israelischen Regierung über die Höhe der Entschädigungszahlungen nicht einverstanden. Seit Montag verhandelt eine speziell eingerichtetes Komitee über die Lösung des Konflikts (Israelnetz berichtete).Urlaubsziel Türkei
Viele Israelis sahen die Bemühungen Netanjahus als Chance und reisten über ihre Passah-Ferien in die Türkei. Beide Flüge vom Donnerstag Richtung Türkei seien schon im Vorfeld für arabische Christen geordert worden, die in Richtung Antalya fliegen wollten, schreibt die israelisches Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Etwa 50 Prozent der Passagiere, die am Mittwochmorgen in Richtung der türkischen Hauptstadt reisten, seien arabische Israelis gewesen, die ihre Osterferien in dem Land verbringen wollten. Die restlichen Reisenden seien Israelis, die sich nach der Versöhnung kurzfristig für einen Urlaub in der Türkei entschieden hätten. Ein viertägiger Aufenthalt in einem der 5-Sterne-Ressorts in Antalya koste eine vierköpfige Familie umgerechnet etwa 1.500 Euro. Jüdische Israelis hätten noch kaum Flugtickets gebucht, das werde sich nach Passah aber eventuell ändern, sagte Ami Cohen, Geschäftsführer des Reiseveranstalters „Kavei Hofscha“. Nach Angaben des Geschäftsführers des Reiseunternehmens „Fliegender Teppich“, Eyal Kashdan, hätten dutzende Israelis vier- oder fünftägige Reisen in die Türkei gebucht und sich nach der Sicherheitslage vor Ort für Israelis erkundigt.Kein Besuch von Erdogan
Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) hingegen betrachtet die Türkei kritisch und lehnte einen Besuch des türkischen Premierministers im Gazastreifen ab, berichtet die „Jerusalem Post“. Erdogan hatte kurz nach Netanjahus Entschuldigung angekündigt, dass er in naher Zukunft in den Küstenstreifen reisen wolle, um die von Israel versprochene Lockerung der Gaza-Blockade zu kontrollieren. „Die PA hat die türkische Regierung informiert, dass wir gegen solch einen Besuch sind, weil das die Spaltungen unter den Palästinensern verstärken würde“, sagte ein Sprecher der PA. Der Gazastreifen sei kein unabhängiger palästinensischer Staat und die Hamas sei nicht der rechtmäßige Vertreter der Palästinenser.In der Vergangenheit hatte die PA schon öfter Besuche von Staatsvertretern im Gazastreifen abgelehnt, unter anderem den des Emirs von Katar und des malaysischen Premierministers. Die Autonomiebehörde fürchte, dass solche Besuche die Herrschaft der Hamas stärken und sich negativ auf den Anspruch der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) auswirken würden, sich als alleiniger Repräsentant der Palästinenser darzustellen, schreibt die „Jerusalem Post“.
Nach Angaben der arabischen Zeitung „Al-Quds al-Arabi“ (London) stehe der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu bereits in Kontakt mit palästinensischen und arabischen Vertretern, um eine Versöhnung zwischen Fatah und Hamas voranzutreiben.
INN
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