Qaasim Illi wird am Flughafen Zürich Kloten abgewiesen. (Bild: IZRS)
Der Pressesprecher des Islamischen Zentralrats darf nicht nach Kanada reisen. Jetzt müsse auch die Schweiz ihre Haltung zur Organisation überdenken, fordern Experten.
Die «Reviving the Islamic Spirit»-Konferenz in Toronto wird ohne den Schweizer Abdel Azziz Qaasim Illi stattfinden. Am Flughafen Zürich Kloten war am ersten Weihnachtstag nämlich Schluss für den konvertierten Ostschweizer und Sprecher des Islamischen Zentralrats der Schweiz. Das Bodenpersonal der Swiss teilte ihm mit, dass seine Einreise in Kanada unerwünscht sei.
In der Schweiz zeigen sich Experten und liberale Moslems wenig überrascht von der Einreisesperre. «Wir warnen schon lange vor den extremen Ansichten des IZRS», sagt beispielsweise Saïda Keller-Messahli vom Forum für einen fortschrittlichen Islam. «Ich hoffe, dass die Einreisesperre in Kanada nun auch in der Schweiz die Sicht auf den IZRS verändert. Denn dessen Ideologie ist mit einer demokratischen Gesellschaft nicht kompatibel.»
Auch Strategie-Experte Albert A. Stahel hält die Schweizer Behörden für «blauäugig», was den Umgang mit islamistischen Organisationen angeht.«Die Schweiz ist in diesen Fragen international eher für eine lasche Haltung bekannt.» Kanada und auch die USA hingegen würden seit den Anschlägen vom 11. September sehr strenge Bestimmungen kennen. «Die Schweiz muss jetzt bei den kanadischen Behörden nachfragen, aufgrund welcher Verbindungen und Aussagen Qaasim Illi auf der Schwarzen Liste gelandet ist – und dann überlegen, ob man diese Einschränkungen auch bei uns einführen müsste.» Sollte die Schweiz sich hier anpassen, hätte das laut Stahel Konsequenzen für den IZRS. «Beispielsweise wäre mit schärferen Kontrollen der Auftritte und Aussagen der Exponenten zu rechnen.»
Der in der Schweiz lebende marokkanische Islamkritiker und Blogger, Kacem El Ghazzali, fordert gar ein Verbot des IZRS: «In einer Gesellschaft wie der schweizerischen hat eine Gruppierung, die extremistisches Gedankengut verbreitet, nichts zu suchen.» Die Schweizer Behörden seien naiv, was den IZRS angeht, kritisiert der Präsident des Vereins der Ex-Muslime Schweiz. «Es handelt sich nicht um einen kleinen Schweizer Verein, sondern der IZRS ist Teil eines internationalen Netzwerks von Extremisten.» Dass Kanada Qaasim Illi sperre, bevor die Schweiz selber dessen Gefährlichkeit erkannt habe, sei bedenklich. «Es sollte den hiesigen Behörden eine dringende Warnung sein.» Die Haltung des IZRS schade auch vielen Muslimen, die seit Jahren perfekt in der Schweiz integriert seien.
Illi weist jegliche Verbindungen zu Terroristen und Extremisten von sich – und zeigt sich nach wie vor überrascht über das Einreiseverbot. Am IZRS alleine könne es nicht liegen: «Eine zweiköpfige Delegation von uns konnte problemlos einreisen.» Während der Feiertage seien ihm die Hände in dieser Sache gebunden. «Bisher habe ich nur auf der Homepage des Immigration Office von Kanada schriftlich Beschwerde erhoben.» Als nächsten Schritt will der IZRS-Pressesprecher einen Anwalt einschalten: «Ganz Nordamerika nicht bereisen und damit an Tagungen nicht teilnehmen zu können, ist ein Verstoss gegen die Meinungs- und Reisefreiheit.»
Dass der Konvertit es schafft, von der Schwarzen Liste wieder gestrichen zu werden, glaubt Albert A. Stahel nicht. «Solche Listen werden etwa unter den USA, Kanada, Grossbritannien und Australien ausgetauscht. Wer einmal drauf ist, hat verschwindend kleine Chancen, seinen Namen wieder löschen zu lassen.» Dennoch hat Illi noch eine Hoffnung: «Mein Name ist sehr häufig in der arabischen Welt. Es könnte deshalb sein, dass nicht mein Engagement für den Islam, sondern eine Verwechslung dahinter steckt.»
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