Tuesday, September 02, 2014

Träumer

    “Fatah also accused Hamas of confiscating food and medicine sent to the Gaza Strip from the West Bank and other countries. It said Hamas distributed the aid among its men in mosques and sold some of it in the black market.”
Während in Gaza die Hamas das ihre tat (und tut), Menschen um Gesundheit, Leben und irdischen Besitz zu bringen, meinten mit Johannes und Dieter Hallervorden zwei zweifellos weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannte Menschenrechtsaktivisten öffentlich machen zu müssen, worunter sie zu leiden hätten:
“[W]ir träumen davon, dass es in Deutschland möglich ist, der israelischen Regierung einen ständigen Verstoß gegen UN-Resolutionen und die Menschenrechte vorzuwerfen, ohne gleich in den Verdacht zu geraten, Antisemit zu sein!”
Wie das aussieht, wovon die Hallervordens träumen, hatte einer von ihnen, der Ältere, bereits kurz zuvor demonstriert. Via Facebook kommentierte er Demonstrationen in Israel: “In Tel Aviv grölen Orthodoxe: ‘Macht Gaza dem Erdboden gleich!’ (2014) Das erinnert mich VERZWEIFELT an: ‘Lasst uns Deutschland vom jüdischen Gift befreien!’ (1938)”.
Beinahe möchte man Dieter Hallervorden um sein Erinnerungsvermögen an Ereignisse beneiden, die er als Dreijähriger erlebte. Hat man noch alle Sinne einigermaßen beisammen, wird freilich schneller die Ungeheuerlichkeit dieser Gleichsetzung klar. Dort demonstrierten einige Irre gegen eine ihrer Ansicht nach zu zurückhaltende Antwort Israels auf den Terror der Hamas.
Sie protestierten damit ausdrücklich gegen die Regierung in Jerusalem, die als gewählte Repräsentantin Israels also ganz offenbar nicht die Absicht hatte oder hat, “Gaza dem Erdboden” gleichzumachen. Gänzlich deutscher Regierungspolitik entsprach dagegen die Forderung, “Deutschland vom jüdischen Gift [zu] befreien”.
Die “Reichskristallnacht” im November 1938 war denn auch nie eine Protestveranstaltung gegen die Regierung in Berlin. “Die Novemberpogrome 1938″, ahnt sogar Wikipedia, waren tatsächlich “vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich”.
“Die Pogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust an den europäischen Juden im Machtbereich der Nationalsozialisten mündete.”
In Israel gibt es weder eine systematische Diskriminierung arabischer Bürger noch sind rassistische Demonstrationen, die es gibt, staatlich organisiert – der Protest richtet sich ja gerade gegen israelische Politik -, von Pogromen ganz zu schweigen. Niemand plant zudem einen Genozid an israelischen Arabern oder “Palästinensern” wann auch immer.
Wer unterstellt, einige so unappetitliche wie regierungskritische Demonstranten in Tel Aviv seien repräsentativ für Israel und erinnerten an deutsche Zustände 1938, der übt keine Kritik, sondern verleumdet. Als “Beispiel von Antisemitismus im Zusammenhang mit dem Staat Israel” nennt die einschlägige europäische Arbeitsdefinition “Vergleiche der aktuellen israelischen Politik mit der Politik der Nationalsozialisten”.
Dieter Hallervorden hat sich redlich gemüht, in den Verdacht zu geraten, über den er klagt.
tw24

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