Schweden mag ein säkulares Land sein, aber die meisten Schweden
besitzen noch immer einen festen Glauben: den Glauben an die orthodoxe
Religion der Politischen Korrektheit. Diese Religion hat sich ihren Weg
in jedes Eck und jeden Winkel der schwedischen Gesellschaft gebahnt,
einschließlich der jüdischen Gemeinschaft. Es herrscht Angst, die eigene
Meinung offen auszusprechen, Angst, eine Meinung zu haben, die nicht
der Mainstream Meinung entspricht — die offizielle Einstellung ist, dass
wir alle besser-als-die-anderen sein müssen und besser als der Rest der
Welt, egal, was es uns kostet. Es gibt absolut keinen Raum für offene
aufrichtige Diskussionen oder dafür, die Wahrheit unverblümt
auszusprechen — wenn man das tut, dann wird man vom Establishment
unverzüglich abgelehnt.
Es ist kein Geheimnis, dass der Judenhass in Schweden auf dem
Vormarsch ist. Aber es herrscht ein ungeschriebenes Gesetz, ein Bann,
auszusprechen, woher dieser neue Antisemitismus stammt. Ja, die
Neo-Nazis sind ein Teil des Problems, aber es ist kein Zufall, dass die
Stadt Malmö, die die größte muslimische Bevölkerung des Landes aufweist,
für Juden der schlimmste Ort zum Leben ist. Der Rabbiner von Malmö hat
verschiedentlich darüber gesprochen, siehe hier und hier.
Versuchen Sie nur einmal das Thema zu erwähnen, und Sie werden
unverzüglich als böser Rassist bezeichnet. Sie sehen, in Schweden ist es
nur politisch korrekt, Nazis oder Parteien des rechten Flügels zu
verurteilen, wie die Sverigedemokraterna (jetzt Schwedens drittgrößte
Partei), nichts sonst. Dieses Leugnen, diese eigensinnige Weigerung zu
diskutieren, was in der Realität geschieht, ist politische Korrektheit
in ihrer schlimmsten Form — daraus wird und kann nichts Gutes folgen —
nur noch mehr Judenhass, der ignoriert wird.
Sogar eine Organisation wie die SKMA,
die offiziell gegen den Judenhass vorgehen sollte, ist in dieser
orthodoxen Religion gefangen. Sie weigert sich, sich auf die Seite
Israels zu stellen (“wir befassen uns nicht mit den Angelegenheiten des Nahen Ostens”),
oder zu schreiben, dass Judenhass, Antisemitismus und Anti-Zionismus
grundsätzlich identisch sind; indem sie sich so verhalten, schaden sie
den Menschen, die sie angeblich schützen sollen. Bedauerlicherweise
sehen wir dasselbe beschämende und kontraproduktive Verhalten bei
einigen bekannten jüdischen Persönlichkeiten, die sich weigern, die
Wahrheit auszusprechen.
Vor zwei Jahren reiste ich nach Malmö, um an einer Veranstaltung
teilzunehmen, die als Kippa Marsch angekündigt war. Die Vorstellung
friedlich durch die Stadt zu laufen, um dafür einzutreten, dass Juden
das Recht haben, religiöse Symbole ohne Angst zu tragen, hatte mich sehr
angesprochen. Stellen Sie sich mein Erstaunen vor, als ich in Malmö
eintraf und die erste Person, die ich sah, war Ilmar Reepalu. Dieser
Mensch, der frühere Bürgermeister von Malmö ist bekannt für seine
antisemitischen Ansichten. Die Veranstalter des Marsches schien seine
Anwesenheit nicht zu stören, sie erlaubten ihm teilzunehmen und in die
Kameras zu lächeln.
Die Veranstaltung endete mit ein paar politisch korrekten Reden im
Zentrum von Malmö, einschließlich der Rede einer bekannten
Anti-Zionistin namens Hanin Shakrah. Sie schaffte es, 15 Minuten lang zu
reden, ohne das Wort Antisemitismus ein einziges Mal zu erwähnen.
Es stellte sich heraus, dass dieser sogenannte Kippa Marsch zu einer
Veranstaltung umorganisiert worden war, die sich allgemein gegen
Rassismus wandte, und dass Vertreter aller schwedischen Minderheiten
dort anwesend waren. Das ist sehr schwedisch — jeder wird mit
einbezogen, keiner wird ausgelassen. Natürlich soll jede Art des
Rassismus abgelehnt werden, aber warum nennt man das dann einen Kippa
Marsch?
Können Sie sich vorstellen, dass dies von irgendeiner anderen Gruppe
erwartet wird? Würde man an African-Americans bei einer Black Pride
Veranstaltung mit derselben Bitte herantreten? Wenn man genau darüber
nachdenkt, dann ist dies schlichtweg verrückt! Selbst der Jahrestag der
Kristallnacht wurde von Gruppen gekidnappt, denen es egal ist, ob Juden
teilnehmen oder nicht. Es stellte sich tatsächlich heraus, dass ein
Jude, der mit einer israelischen Flagge auftrat, mehr Kritik von diesen
sogenannten Anti-Rassisten erhielt, als die Neo-Nazis, die zur selben
Zeit eine Veranstaltung organisiert hatten.
Bei einem anderen Kippa Marsch, der im Herbst in Stockholm von
schwedischen Juden organisiert wurde, wurde jeder Teilnehmer
ausdrücklich gebeten, keine israelischen Flaggen mitzubringen. Ich
konfrontierte die Veranstalterin wegen dieser Absurdität, da Juden und
Israel sehr wohl sehr stark verbunden sind, und sie erwiderte: “Es
werden keine Politiker teilnehmen, keine Leute kommen, wenn wir dies
nicht als Veranstaltung nur für Juden durchführen, ohne Israel zu
erwähnen. Wir führen dies entweder auf diese Weise durch, oder überhaupt
nicht.”
Das Ergebnis war: Ein Kippa Marsch und eine Pro-Israel Veranstaltung
etwas später (von verschiedenen Organisatoren). An dem Kippa Marsch
nahmen verschiedene schwedische Politiker teil. Keiner dieser Wir-unterstützen-Die-Juden-Aber-Nicht-Israel-Heuchler war bei der zweiten Veranstaltung mit dabei.
Aus diesem Grund spreche ich vom Kippa Marsch der Schande.
Denn es handelt sich um den letztendlichen Verrat an unserem Volk, und
eine der schlimmsten Weisen, wie die orthodoxe Religion der politischen
Korrektheit unser Überleben als Juden in der Diaspora beeinträchtigt.
Es kann nichts Gutes bewirken, seine Grundsätze aufzugeben, in der
Hoffnung mächtige Leute nicht zu verärgern, Leute, die grundsätzlichen
Hass hegen.
Im Schweden des Jahres 2015 wird man als Juden nur dann akzeptiert,
wenn man Israel nicht offen unterstützt. In Schweden ist man nur dann
ein guter Jude, wenn man kein Zionist ist — das heißt, wenn man das
Recht auf unser altes Heimatland nicht unterstützt. In Schweden ist man
nur dann ein guter Jude, wenn man sich nicht wehrt, und wenn man nicht
zugibt, dass der Judenhass im Ansteigen begriffen ist.
Jeder, der sich an diese ungeschriebenen Vorschriften der politischen
Korrektheit hält, geht Kompromisse ein, die niemand machen sollte. Denn
dies entspricht dem Denken von Chaim Rumkowski: “Wenn wir uns gut
benehmen, IHREN Vorschriften folgen und uns ruhig und still verhalten,
dann wird uns nichts geschehen und niemand wird uns angreifen.”
Daher ist meine Frage: haben wir den aus der Geschichte gar nichts gelernt?
Politische Korrektheit funktioniert nicht, wenn man etwas so
hinterhältiges wie den Judenhass bekämpft. Sich vor den Forderungen der
Mächtigen zu verbeugen, hat in den 30er Jahren nicht funktioniert und
das funktioniert auch heute nicht. Indem wir auf jede denkbare Art und
Weise vermeiden, die Wahrheit auszusprechen und was geschieht und wo das
Problem liegt, graben wir uns unsere eigenen Gräber.
Die Wahrheit ist offensichtlich, aber wenn wir nicht darüber reden,
dann wird sich nichts verändern. Wir wissen bereits jetzt, dass die
Medien antisemitische Angriffe weniger wichtig finden als Angriffe gegen
andere Minderheiten. Warum machen wir es ihnen so leicht, uns zu
ignorieren, indem wir die Wahrheit nicht aussprechen? Wo sind die
Demonstrationen? Wo die lauten Proteste?
Niemand wird für uns kämpfen — wir können uns nur auf uns selbst
verlassen. Und schließlich, wenn ihr Israel nicht einmal dann
unterstützt, wenn Hilfe am nötigsten ist, weil Israel beständig
angegriffen und geächtet wird, dann klopft nicht an Israels Tür, wenn
ihr Hilfe braucht — und angesichts der Entwicklung in Europa werdet ihr
Israels Hilfe bald nötig haben.
Bitte beginnt, die Wahrheit auszusprechen, schweigt nicht länger,
seid furchtlos, geht aufrecht! Tragt die israelische Flagge mit Stolz! Lasst die orthodoxe Religion der Politischen Korrektheit dort, wo sie hingehört: in der Mülltonne. Unser Überleben hängt davon mit ab.
aro1
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