Entwarnung! Das bisschen Salafismus ist nur Rebellion. Okay... irgendwo
in Syrien oder dem Irak wird halt mal ein Kopf abgeschnitten, aber hey:
Schwund war bekanntlich irgendwie immer. Wo eine Jugendbewegung hobelt,
da können schon mal ein paar unschöne Dinge passieren.
Warum so genervt? Nun: „Burka ist der neue Punk“ war ein Interview
mit einem Soziologen und Politikwissenschaftler aus Münster
überschrieben, das die „Süddeutsche Zeitung“ vergangenes Wochenende in
ihrer Onlineausgabe brachte und das wenigstens nicht langweilig zu lesen
war. Was Aladin El-Mafaalani sagt, wirkt beim ersten Einatmen
schlüssig. Lässt man seine Thesen und Ideen jedoch auf sich wirken, wird
es immer ärgerlicher. Und es stellt sich die Erkenntnis ein, dass die
Suche nach den Antworten auf die Frage, warum der Islamismus sich immer
radikaler und brutaler gebärdet, zu journalistischer und akademischer
Verzweiflung führt. Hier traf auch noch beide zusammen.
Mit Sätzen wie diesen belegt Mafaalani, der Salafisten und Salafistinnen interviewt hat, seine These, dass wir es mit einer modernen Variante der Hippiebewegung zu tun hätten:
❍ „Sozialleben wie im frühen Mittelalter, das ist heute Provokation at its best.“
❍ „In einer komplexen Gesellschaft ist es kein Alleinstellungsmerkmal
der salafistischen Szene, sich an der Vergangenheit zu orientieren. Wir
vertrauen auf Naturheilkunde, Yoga, wollen unseren Bauern wieder
kennenlernen.“
Besonders schräg wird es, wenn El-Mafaalani darlegt, warum auch
Frauen den Salafismus ihren Herkunftsfamilien vorzögen: „In diesem
Familien dürfen die Jungen alles, die Mädchen gar nichts. Bei den
Salafisten dürfen die Mädchen zwar immer noch nichts — aber die Jungen
dürfen auch nichts! Das ist auf skurrile Weise ein Mehr an
Gleichstellung.“
Muss man gleich nochmal lesen, was? Mir liegen in der Tat keine
intimeren Kenntnisse darüber vor, wie der Otto-Normal-Salafist mit
seinen diversen Frauen umgeht. Aber die beiden dieser These zugrunde
liegenden Gedanken dürften einfach mal falsch sein – nicht nur im
Zusammenspiel, sondern schon jeder für sich. Denn natürlich dürfen
Männer auch bei den Hardcore-Moslems salafistischer Prägung noch
erheblich mehr als Frauen, womit dem zweiten Gedanken, dem mit der
skurrilen Gleichstellung, bereits die Geschäftsgrundlage fehlt.
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