Monday, June 01, 2015

Erdogan will über Jerusalem die Fahne des Islam wehen lassen

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat bei einer Kundgebung anlässlich des 562. Jahrestages der Eroberung Konstantinopels eine Linie von den Anfängen des Islam zur anstehenden Parlamentswahl gezogen: "Eroberung heißt Mekka. Eroberung heißt Sultan Saladin, heißt, in Jerusalem wieder die Fahne des Islam wehen zu lassen." Eroberung bedeute, das Erbe Sultan Fatih Mehmeds zu wahren. "Eroberung bedeutet, die Türkei wieder auf die Beine zu bringen. Eroberung ist 1994, Eroberung der 7. Juni." Im Jahr 1994 war Erdogan zum Oberbürgermeister Istanbuls gewählt worden, am 7. Juni wird in der Türkei eine neue Volksvertretung gewählt. Erstmals seit zwölf Jahren könnte die Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) die absolute Mehrheit im Parlament verfehlen.So geschichtsbewusst sich Erdogan in seiner mit nationalistischem und religiösem Pathos beladenen Rede am Samstag zeigte, so ließ er an anderer Stelle alle fünfe gerade sein. Denn der Jahrestag der Eroberung Konstantinopels, des heutigen Istanbuls, im Jahr 1453 durch den osmanischen Sultan Fatih Mehmed wäre am 29. Mai gewesen, also am Freitag. Aber das Wochenende beginnt auch in der Türkei erst am Samstag, also legte man die Kundgebung auf diesen Termin. In der Woche zuvor waren Schreiben der Istanbuler Behörden an die Öffentlichkeit gelangt, in denen Beamte und Arbeiter des öffentlichen Dienstes aufgefordert wurden, an dieser Kundgebung teilzunehmen. Schulen wurde mitgeteilt, wie viele Lehrer und Schüler sie abzustellen hätten, und bei Zuwiderhandlungen mit Sanktionen gedroht. Zugegen waren auch Ministerpräsident Ahmet Davutoglu und Parlamentspräsident Cemil Çiçek. Nur Erdogans Amtsvorgänger Abdullah Gül, mit dem er einst die AKP gegründet hatte, schlug die Einladung höflich, aber öffentlich aus. Am Ende kamen bis zu eine Million Zuschauer.
 welt

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