Wednesday, November 22, 2006

Schwerter zu Wachsmalstiften

»Da bleiben wir hart«, sagt Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU). Geht es nach ihm, soll die Bundeswehr auch zukünftig nicht im Süden Afghanistans eingesetzt werden, wo sich die internationale Truppe Isaf immer heftigeren Angriffen der Taliban ausgesetzt sieht. Im Norden verteilen die Deutschen derweil »Wachsmalstifte und Wolldecken«, wie es ein britischer Soldat dem Spiegel zufolge ausgedrückt haben soll.
Wie Deutschland seine Freiheit am Hindukusch verteidigt, gefällt den Verbündeten immer weniger, sie fordern Kampfbereitschaft auch in den heiklen Gegenden des Landes. Am Donnerstag der vorigen Woche wurde auf einem Nato-Treffen im kanadischen Quebec sogar der Vorwurf erhoben, die Deutschen hätten bedrängten Kanadiern die Hilfe verweigert. Ein Kommandeur soll dem Befehlshaber der Isaf nach einer Anfrage mitgeteilt haben, er habe zwar Soldaten verfügbar, bekomme aber keine Erlaubnis, sie einzusetzen. Zwölf Kanadier sollen bei der Aktion, für die Hilfe angefordert worden war, ums Leben gekommen sein.
Die Bundesregierung weiß von derlei Scharmützeln nichts. Es habe nie eine solche Anfrage gegeben, hieß es aus dem Verteidigungsministerium. In den Süden zieht es die Deutschen dennoch nicht. Denn wenn die »Friedensmacht« (SPD-Wahlwerbung 2002) schon in den Krieg marschiert, dann nur in die Gegend, wo die Front ruhig verläuft.
stefan wirner
jungle-world

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