Tuesday, November 19, 2013

Aus der schönsten Stadt der Welt

Die Polizeipressestelle meldet: „Tatzeit: 17.11.2013, ca. 07:25 Uhr. Tatort: Hamburg-Hammerbrook, Altmannbrücke/Arno-Schmidt-Platz.
Eine 40-jährige Chinesin ist gestern Morgen von einem bislang unbekannten Täter durch mehrere Tritte gegen den Kopf schwer verletzt worden.“
Hamburgs Medien übernahmen die Meldung am 18.11. fast wörtlich. Allerdings in kleiner Aufmachung und kommentarlos. Das ist bemerkenswert. Denn es handelte sich bei der Tat um keines dieser Raubdelikte, die in Hamburg an der Tagesordnung sind. O-Ton Polizeipressestelle: „Anschließend flüchtete der Täter vermutlich in Richtung Deichtorhallen. Der Geschädigten gelang es, telefonisch Hilfe zu holen.“
Bei dem Opfer handelt es sich, wie die „Hamburger Morgenpost“ zusätzlich meldete, um eine Pädagogin, die zusammen mit anderen Lehrkräften aus China an einem Austauschprogramm teilnimmt. Eine Beziehungstat scheidet demnach wohl ebenfalls aus. Die Frau war auch nicht betrunken in irgendwelche Streitigkeiten verwickelt worden. Sie wollte nur allein am frühen Morgen das wunderbare Hamburg knipsen, die „schönste Stadt der Welt“ (Hamburger Eigenwahrnehmung). Müsste da nicht wenigstens der Anfangsverdacht keimen, der Überfall könnte fremdenfeindliche, rassistische Motive haben? Sollten da nicht alle Alarmglocken schrillen?
In Hamburg finden ja dankenswerterweise immer wieder Sensibilisierungs-Programme gegen „rechte Umtriebe“ statt, zum Beispiel die “Internationalen Wochen gegen Rassismus”. Auf denen wird,  mit finanzieller Unterstützung des Senats und fetziger Musikbegleitung, dazu aufgerufen, keinesfalls wegzuschauen, wenn an der Elbe Ausländer oder Bürger mit ausländischen Wurzeln bedrängt werden. Eine scheinbar grundlos überfallene Chinesin - Bagatellkram in einer Stadt, die sich penetrant ihre eigene „Weltoffenheit“ attestiert?
Warum ging nicht ein Aufschrei durch die Elbmetropole? Warum eilte Hamburgs sozialdemokratischer Erster Bürgermeister Olaf Scholz nicht stante pede ans Krankenbett der Verletzten? Auch ist nicht bekannt, dass schon Lichterketten unter dem Motto: „Hamburg gegen Fremdenhass und Neonazis“ vorbereitet würden oder dass Demos auf dem Rathausmarkt anständen. Warum nicht? Könnte das auffällige Desinteresse in der Täterbeschreibung der Polizei wurzeln?
„Der Tatverdächtige ist ungefähr 30 Jahre alt und 180 cm groß. Er hat eine schlanke Statur, ein schmales Gesicht und einen dunklen Teint. Er trägt dunkle Haare, die er zu einem Zopf gebunden hat (bis knapp über die Schulter).“
Mehr ist bislang nicht bekannt. Hoffen wir mal, dass sich das geschockte Opfer bei der Beschreibung des Täters ein wenig vertan hat. Vielleicht war der Angreifer doch eher ein tätowierter Weißer mit Glatze und Springerstiefeln? Oder ein autochthoner Fremdenhasser mit Sonnenstudio-Abo? Dann hätte die unschöne Angelegenheit wenigstens täterprofilmäßig ihre Ordnung. Und die bewährten Programme könnten endlich anlaufen.
Was aber, wenn der Täter gefasst würde und es stellte sich heraus, dass er einen Hintergrund hat, welcher… Nicht auszudenken! Für diesen Fall empfehle ich Plan B. Den haben gute Menschen aus Politik und Medien im März dieses Jahres vorbildlich durchgezogen, als in Kirchweye ein gewisser Daniel S. von einer „Schlägerbande“ bzw. von „Jugendlichen“ totgeprügelt wurde: Warnen, mahnen und nochmals warnen! Nämlich vor Neonazis, die „auf der Welle gesellschaftlicher Entrüstung mitschwimmen wollen, indem sie versuchen, die Gewalttat für ihre Zwecke zu instrumentalisieren“. So der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD). Einer von denen, die knallhart gegen Gewalt kämpfen.
Vor allem gegen deren Instrumentalisierung.
http://www.mopo.de/polizei/tritte-gegen-den-kopf-brutaler-ueberfall-auf-40-jaehrige-in-hammerbrook,7730198,25066634.html
http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/6337/2601142/pol-hh-131118-1-versuchtes-toetungsdelikt-in-hamburg-hammerbrook-polizei-sucht-zeugen
http://www.gutefrage.net/tipp/hamburg-steht-auf—-anti-rassismus-programm-in-hamburg

/ achgut

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