Unzählige Programme unterstützen Vereine und Verbände in deren
Einsatz für Integration und der Bekämpfung von rassistischen
Vorurteilen.
Eine dieser Organisationen, die sich (auch aufgrund ihrer Größe) zum
Integrationspartner des Staates, auf Bundes- und Landesebene, und im
Besonderen auf der kommunalen Ebene entwickelt haben, ist die unter der
Aufsicht des türkischen Staates stehende „Türkisch-Islamische Union der
Anstalt für Religion e.V.“ (kurz: DITIB).
Sie ist ein bundesweiter, über 900 Vereine umfassender Dachverband
für die Koordinierung der religiösen, sozialen und kulturellen
Tätigkeiten der ihr angeschlossenen türkisch-islamischen
Moscheegemeinden zuständig und vertritt damit die Interessen eines
beachtlichen Prozentsatzes von Muslimen in Deutschland gegenüber der
Politik.
In dieser Position gestaltet sie in einigen Bundesländern den
Religionsunterricht, wirkt im Auftrag staatlicher Behörden bei der
Salafismusprävention mit, setzt sich ein für den interreligiösen Dialog
mit Christen und Juden. Friedensgebete, gemeinsame Fastenbrechen und
Pressemeldungen, die islamistische Attentate weltweit verurteilen, nicht
ohne die Religion zu exkulpieren, gehören zum Standardrepertoire.
Schaut man jedoch genauer hin, so verschiebt sich das Bild nicht nur um Nuancen.
In Dinslaken kommt 2015 eine DITIB-Moschee in die Schlagzeilen, weil
nicht wenige ihrer Mitglieder nach Syrien in den sogenannten „Heiligen
Krieg“ reisen. Vor wenigen Monaten tauchen in Nordrhein-Westfalen
Schulbücher auf, die das Märtyrertum, also den Tod für die Religion,
verherrlichen und der Syndikusanwalt der Vereinigung, Murat Kayman,
machte vor wenigen Wochen auf sich aufmerksam, weil er gegen einen
Kritiker, den Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi, in unangemessener
Weise vorgeht.
Im hessischen Melsungen veröffentlicht die verbandseigene Moschee
unkommentiert einen Auszug aus dem Koran in türkischer Sprache. Der Text
lässt kein einziges antisemitisches Vorurteil aus. Seine Löschung ist
lediglich der unerwarteten medialen Aufmerksamkeit im Sommer 2015 zu
verdanken. Schnell tritt das verantwortliche Vorstandsmitglied zurück,
um das unangenehme Thema zu einem Ende zu führen.
In Dresden wird die DITIB-Moschee vor wenigen Tagen Opfer eines
Anschlages. Täter und Tatmotiv sind unbekannt, die Polizei ermittelt.
Doch für was steht die Moschee, der die Solidarität der deutschen
Gesellschaft und Politik gilt?
Ein Blick auf den öffentlichen Auftritt der Religionsgemeinschaft
offenbart Erschreckendes, nicht nur über die Gemeinschaft selbst,
sondern auch über die Gutgläubigkeit der Mehrheitsgesellschaft.
Die DITIB-Moschee Dresden präsentiert sich im Netz der sozialen
Netzwerke unverhohlen christen- und judenfeindlich. Sie verbreitet, dass
man bei Juden nicht kaufen solle, dass hinter dem IS der Mossad stünde,
dass Nicht-Muslime hässlich seien. Sie bekennt sich zur
Muslimbrüderschaft und erklärt die Hamas zum Opfer von israelischem
Terrorismus. Sie führt den Valentinstag an, um darzulegen, dass Christen
Ehebruch feiern und erweckt den Eindruck, jene Gläubige, die das
Weihnachtsfest mitfeiern, exkommunizieren zu wollen. Ein Bild, das
Apostaten mit dem Höllenfeuer droht, fehlt ebenso wenig, wie der
Hinweis, dass es Israel letztlich nicht mehr geben wird.
Kaum wacht auch hier die Öffentlichkeit auf, ist die Seite vom Netz. Kritische Inhalte sind nicht mehr auffindbar.
Eigentlich will man von einem weiteren Einzelfall ausgehen. Doch es
dauert nicht lange, und man findet auf den Seiten einzelner
DITIB-Moscheen weitere, menschlich unerfreuliche Äußerungen. Da gibt es
ein DITIB-Mitglied in Bayern ebenso wie eines aus dem Spessart, die
beide davor warnen, bestimmte Worte in der türkischen Sprache zu
benutzen, da diese auf die Abwertung der Muslime durch die Juden
zurückzuführen seien.
Eine Moschee aus einer kleinen Stadt am Neckar weist darauf hin, dass
die Juden und die Christen nicht zufrieden zu stellen seien, bevor man
nicht deren Religion befolge. Auch im Süden von Baden-Württemberg
beantwortet eine Gemeinde die, mit Blick auf die „Palästinenser“ im Raum
stehende, Frage nach der Zukunft Israels gern mit dem Koran und
verkündet die Strafe der Vernichtung des jüdischen Staates von der
Landkarte und des Einzugs der Juden in die Hölle.
Wenn rassistische Äußerungen von Mitgliedern eines Dachverbandes in
dessen Namen veröffentlicht werden und die Vorkommnisse die Grenzen des
Einzelfalles überschreiten, so drängt sich der Verdacht, dass sich hier
ein Problem verbirgt bzw. verborgen gehalten wird. Für letzteres
spricht, dass die Äußerungen ausschließlich in türkischer Sprache
erscheinen, während der interreligiöse Dialog in sozialen Netzwerken
auch in deutscher Sprache kommuniziert wird.
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