Jedes Jahr entsendet der türkische Staat Imame nach Deutschland. Ein Teil der islamischen Prediger sei aber nur unzureichend auf ihre Tätigkeit in Deutschland vorbereitet, sagt der Sozialwissenschaftler Rauf Ceylan. In der Studie "Imame in Deutschland" kommt er außerdem zu dem Ergebnis, dass nur ein Fünftel der muslimischen Vorbeter eine akademische Ausbildung besitzt.
Die Imame kommen im Rotationsprinzip für vier Jahre nach Deutschland. Die meisten kommen über das staatliche "Amt für religiöse Angelegenheiten" mit Sitz in Ankara. Für seine noch nicht abgeschlossene Studie hat Ceylan, Sohn kurdischer Einwanderer, muslimische Gottesdienste besucht und Interviews mit Imamen geführt. Gegenüber dem Magazin "Der Spiegel" stellte er fest, dass ein Teil der Imame keine wissenschaftliche Ausbildung vorweisen kann und unzureichend auf ihren Deutschlandaufenthalt vorbereitet ist. In den Moscheen stehe vor allem die korrekte Rezitation des Korans im Vordergrund, eine inhaltliche Auseinandersetzung sei nicht primäres Ziel. Dies sei allerdings kein überraschendes Ergebnis. "In fast allen Moscheen, in denen ich war, geht es nur um Memorieren und Rezitieren." Es gebe eine große Erwartungshaltung in der türkischen Gemeinde. "Ein Imam wird danach gemessen, wie viel die Schüler vom Koran auswendig rezitieren können, wie schön sie rezitieren und wie richtig“, so Ceylan gegenüber der "Islamischen Zeitung" (IZ).Weil viele islamische Prediger keine wissenschaftliche Ausbildung hätten, seien sie "anfällig für oberflächliche Interpretationen", zitiert "Der Spiegel" den Sozialwissenschaftler. Ceylan sieht auch die Gefahr, dass sich aus diesen Kreisen "nicht selten Fundamentalisten rekrutieren".
PRO/jwd
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