Tschechiens sozialdemokratischer Premier Bohuslav Sobotka
hatte vor ein paar Wochen den Rücktritt der gesamten Regierung
angekündigt und anschließend wieder einen Rückzieher gemacht.
Vorgeschobener Grund: Steuerhinterziehung seines Finanzminister Andrej Babiš.
Dieser ist zugleich Chef der populistischen Koalitionspartei Ano
(„Partei der unzufriedenen Bürger“) und sein schärfster politischer
Konkurrent.
Laut Umfragen schlägt die Ano-Partei bei den Wahlen im Oktober die
Sozialisten um Längen. Damit wäre Babiš nächster Regierungschef.
Opposition und Analysten werfen Sobotka Destabilisierung des Landes
vor. Tschechien hat die niedrigste EU-Arbeitslosenrate, die Wirtschaft
wächst, die „Krone“ ist stabil – und seit April nicht mehr an den Euro
gekoppelt.
Weil Babiš eine EU-kritische Linie vertritt, mehr Selbstbestimmung
für die EU-Mitglieder fordert, die Zuwanderung alleine bestimmen will
und eine Einführung des Euro ablehnt, ist er dem linken Establishment
ein Dorn im Auge.
Die Anwürfe der Sozialisten lassen Babiš kalt: er habe in einem
Schreiben dargelegt, dass und wie er die Steuergesetze einhalte. Der
Premier habe aber nie ein Unternehmen geführt und könne wohl den Inhalt
des Schreibens nur schwer verstehen.
Babiš wurde mit Agrochemie-Produktion zum Multimillionär. Er besitzt
ein Firmenkonglomerat, in dem über 30.000 Leute beschäftigt sind. Einen
Vergleich mit Trump lehnt er ab.
In der tschechischen Bevölkerung herrscht eine starke Ablehnung gegen
die Bevormundung aus Brüssel – auch ein „Czexit“ gilt als nicht
ausgeschlossen.
https://www.wochenblick.at/partei-absturz-bei-herbstwahl-erwartet/
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