Monday, May 17, 2010

Iran: Hinter der Freilassung von Clotilde Reiss steht ein böser Verdacht

Frankreichs Medien nennen es «das Ende eines Leidenswegs». Es freuen sich natürlich auch die Eltern von Clotilde, die in dieser langen Zeit fast täglich Kontakt hatten mit ihrer Tochter. Und es freute sich Nicolas Sarkozy, der Staatspräsident, der die junge Frau im Elysée-Palast empfing. Am meisten aber dürfte sich Mahmoud Ahmadinejad, Irans Präsident, über den Ausgang der Affäre freuen, die in Zügen an das Schicksal der Schweizer Geiseln in Libyen erinnert. Die Sonntagszeitung «Le Journal du Dimanche», die dem bürgerlichen französischen Regierungslager nahesteht, titelte auf der ersten Seite: «Die Geheimnisse einer Befreiung».
Das Blatt bringt den letzten iranischen Gerichtsentscheid im Fall Reiss mit anderen Gerichtsbeschlüssen in Paris in Verbindung, die wahrscheinlich nicht zufällig zeitlich zusammenfallen und die das Schicksal zweier iranischer Häftlinge betreffen. Vor einer Woche hat ein Pariser Gericht entschieden, den iranischen Ingenieur Majid Kakavand nicht an die USA auszuliefern, wie diese es gefordert hatten. Kakavand war vor einem Jahr auf einen Hinweis aus Washington in Paris verhaftet worden, weil die Amerikaner vermuteten, er habe in den USA elektronisches Material und Messgeräte gekauft, die angeblich der Entwicklung des iranischen Nuklearprogramms dienen sollten. Nun liessen ihn die Franzosen frei. Kakavands Heimkehr soll in Teheran wie ein Triumph gefeiert worden sein.
Am Dienstag wird in Paris auch die Zukunft von Ali Vakili Rad verhandelt, einem Geheimdienstagenten, der 1991 den früheren iranischen Premier Shapour Bakhtiar in dessen französischen Exil ermordet haben soll und dafür zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt wurde. Rad hat seine Zeit abgesessen, bleibt aber vorerst in Haft. Sollte er nun freikommen, würde das die These bestätigen, dass es sich bei Reiss' Befreiung um einen Gefangenentausch handelt.
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