Saturday, May 29, 2010

„Winkeladvokaten“, „Trotzkisten aus New York City“, Antizionismus und der „ewige Jude“

Antisemitismus und deutsche Medien, Teil 2:
Kulturzeit, Leviathan, Die Welt und Freitag
Von Dr. phil. Clemens Heni
Das ZfA, Antizionismus und die „ewigen Antisemiten“
Am 26. Mai 2010 kam in der Fernseh-Sendung Kulturzeit auf 3sat ein Bericht über die dänische Künstlergruppe Surrend, welche in Berlin jüngst Plakate verklebte, auf denen sie sich einen Spaß über eine mögliche „Endlösung“ Israels macht – das Staatsgebiet Israels ist einfach ausgelöscht und heißt jetzt „Ramallah“.[i] Solche antisemitischen Fantasien sind seit 1948 in der arabischen und muslimischen und sodann westlichen (zuvor östlichen, UdSSR-hörigen) Welt gang und gäbe.
Dieses Plakat mit der Überschrift „Endlösung“ wurde vom Simon Wiesenthal Center und anderen als antisemitisch kritisiert, Zeichen für den Antizionismus als „konformistische Rebellion“.[ii] Das dänische Künstler-Duo von „Surrend“ hingegen sieht sich bestätigt, dass Kritik an Israel „Tabu“ sei. Dabei ist so ein Plakat keine Kritik, vielmehr Agitation – nicht nur im Nahen Osten wird Israel ohnehin nonstop als inexistent präsentiert, man schaue sich Kartenmaterial arabischer Staaten oder auch der Palästinenser der letzten Jahrzehnte an. Oder man denke an den Iran mit seiner Drohung, Israel von der Landkarte zu wischen. Ressentiment wird als „Kunst“ verkauft und vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen honoriert.
Nun hat 3sat[iii] für seine Verteidigung der dänischen Israelfeinde den Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA), Prof. Wolfgang Benz, aufgesucht und mit ihm und den beiden Künstlern zusammen das zweite Plakat in dieser spezifisch antizionistischen Serie in Berlin, auf einem Stromverteilerkasten oder einem ähnlichen Kasten geklebt, betrachtet. Darauf werden u.a. Kritiker von Surrend wie das Simon Wiesenthal Center oder Lala Süsskind, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, lächerlich, der Journalist Benjamin Weinthal als Autor von „Der Stürmer“ auf widerwärtige Weise vom Juden zum Nazi gemacht. Was sagt Benz in der 3sat-Sendung dazu, dieses Plakat betrachtend?
„Antisemitismus ist zunächst etwas Anderes als Antizionismus. Diese Plakate sind unfreundlich gegenüber Israel, deshalb müssen sie nicht antisemitisch sein, aber es ist so praktisch, alles als antisemitisch zu denunzieren, was einem nicht gefällt. Das ist das ärgste politische Schlagwort.“
Drei Passagen von ganz unterschiedlichen Forschern zu Antisemitismus mögen verdeutlichen, dass Benz zwar die österreichische und deutsche politische und akademische Kultur widerspiegelt, aber die internationale Forschung zu anderen Resultaten kommt.
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