Generell zeigt sich bei türkischstämmigen Muslimen im Vergleich zu
einheimischen Deutschen ein deutlich größeres und ausgeprägteres
reaktionär-konservatives, also rechtes Einstellungspotential. Dass
einheimische Jugendliche signifikant deutlich weniger religiös,
autoritär und antisemitisch eingestellt sind als muslimische
Jugendliche, ist im Übrigen - gerade in der Perspektive der
zukunftsbezogenen Rechtsextremismusforschung - als sehr wesentlich
anzusehen: „Bezogen auf antisemitische Vorurteilsbekundungen äußern
junge Muslime mit 15,7 Prozent die höchste Zustimmung. Bei den
Nichtmuslimen mit Migrationshintergrund liegt diese Quote bei 7,4
Prozent und bei den einheimischen Jugendlichen bei 5,4 Prozent“
(Bundesministerium des Innern 2007, S. 275).
Eine Studie
des Meinungsforschungsinstituts Liljeberg Research International von
2012 zeigt eine Verschärfung des ohnehin schon stark ausgeprägten
autoritär-konservativen Einstellungsbildes dieser Personengruppe (ca.
zwei Millionen Personen ab 15 Jahren). So stimmten 2012 fast drei
Viertel (72 Prozent) der Türken in Deutschland (TiD) der Aussage zu:
„Der Islam ist die einzig wahre Religion.“ 2010 waren es noch 69
Prozent. 2010 stimmten „nur“ 33 Prozent der TiD der folgenden Aussage
zu: „Ich wünsche mir, dass in Deutschland irgendwann mehr Muslime als
Christen wohnen.“ 2012 sind es bereits 46 Prozent.
Speziell in Deutschland, vor dem Hintergrund der Beschneidungsdebatte
und der damit verbundenen medialen Kampagne gegen Atheisten sowie
angesichts des Umstandes, dass von „gruppenbezogener
Menschenfeindlichkeit“ fast immer nur in Bezug auf Muslime als
„Opfergruppe“ gesprochen wird (vgl. Heitmeyer u. a.), ist das folgende
Ergebnis besonders zu gewichten: „Atheisten empfinde ich als
minderwertige Menschen“ / Zustimmungsrate der TiD 2012: 25 Prozent,
2010: 22 Prozent. „Juden empfinde ich als minderwertige Menschen“/
Zustimmungsrate 2012: 18 Prozent; 2010: 14 Prozent.
Das heißt: Die Atheistenfeindlichkeit der türkisch-muslimischen
Zuwanderer in Deutschland ist noch deutlich stärker ausgeprägt als deren
Judenfeindlichkeit, ohne dass dieser Sachverhalt die auch nur annähernd
gleiche Aufmerksamkeit von Politik und staatsnaher Auftragswissenschaft
auf sich zieht. Dabei ist diese Atheistenfeindlichkeit ein völlig
„normales“ Wesensmerkmal des Islam, gilt ihm doch Unglaube als größte
mögliche Sünde.
Die überaus starke Rechtslastigkeit beziehungsweise reaktionäre Einstellung der Türken in Deutschland zeigt sich auch in Folgendem:
Zwei Drittel der in ihrer Heimat wahlberechtigten Türken, die in
Deutschland leben, wählten die autoritär-islamische AKP (59,7 Prozent)
oder die rechtsextreme nationalistisch-islamistische MHP (7,5 Prozent).
Laut einer Studie des „Exzellenzclusters Religion und Politik“ der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, die für TNS Emnid
durchgeführt und am 16. Juni 2016 in Berlin vorgestellt wurde, „gab fast
jeder Zweite (47 Prozent) an, dass die Befolgung der Islam-Gebote
wichtiger sei als die Gesetze des Staates. 32 Prozent der Befragten sind
der Meinung, Muslime sollten die Rückkehr zu einer Gesellschaftsordnung
wie zu Zeiten des Propheten Mohammed anstreben. 50 Prozent stimmten der
Aussage zu, es gebe nur eine wahre Religion. 73 Prozent bejahten, dass
man Bücher und Filme, die religiöse Gefühle verletzen, gesetzlich
verbieten solle. 36 Prozent sagten, dass nur der Islam in der Lage sei,
aktuelle Probleme zu lösen. Jeder Fünfte äußerte, die Bedrohung des
Islams durch die westliche Welt rechtfertige es, dass Muslime Gewalt
anwenden. Zudem vertraten sieben Prozent die Ansicht, dass Gewalt
gerechtfertigt sei, wenn es um die Durchsetzung des Islams gehe.[5]
http://www.achgut.com/artikel/der_zugewanderte_rechtsextremismus_in_deutschland
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