Thursday, July 07, 2011

Opfer von Zwangsehen müssen warten

Letzte Chance für Betroffene. In den Beratungsstellen für Migrantinnen herrscht derzeit Hochbetrieb. "Vor den Sommerferien haben wir immer besonders viel zu tun. Erst vorige Woche habe ich für acht junge Frauen dringend eine Unterkunft suchen müssen", sagte Meltem Weiland vom Wiener Verein Orient Express, der sich um Opfer von Zwangsehe kümmert, gegenüber ORF.at.
In vielen Familien, die aus Ländern wie der Türkei, Ägypten, Pakistan und Bangladesch stammen, ist es laut Weiland Tradition, den Sommer in ihren Heimatländern zu verbringen und bei dieser Gelegenheit ihre Kinder zu verheiraten. Verheiratet werden die jungen Menschen - meist Mädchen und junge Frauen - üblicherweise mit Cousins oder anderen Verwandten.
Insgesamt 79 Frauen ließen sich allein im Vorjahr von Weiland und ihren Mitarbeiterinnen beraten, weil sie von Zwangsehe bedroht waren. Die Dunkelziffer der Betroffenen sei aber wesentlich höher. Schätzungen belaufen sich in Österreich auf 200 Menschen pro Jahr.Sichere Notwohnungen für Betroffene
Seit Jahren fordern Frauenverbände und Beratungsstellen Notwohnungen für Frauen, die von Zwangsehe bedroht sind. Da Zwangsheirat meist Minderjährige betrifft, sind Frauenhäuser nicht der geeignete Unterbringungsort. Frauenhäuser böten zwar den notwendigen Schutz, sie sind aber auf die Bedürfnisse von erwachsenen Frauen ausgerichtet. Junge, traumatisierte Mädchen brauchten dagegen eine intensive pädagogische Betreuung.
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