Der heimliche Orientalismus Deutschlands,durchleuchtet von Fred Alan Medforth
Thursday, December 17, 2009
Türkische Völkermorde: Z.B. der Völkermord an den Assyrern
In jeder Stadt, in jeder Burg wird die Deportation angekündigt: die Familien haben zwei Tage Zeit, um etwas von ihrem persönliche Hab und Gut zusammen zu suchen. Ihr Besitz wird beschlagnahmt oder eilig verkauft. Zuvor wurden wichtige Persönlichkeiten, der Klerus und junge Leute verhaftet, sie wurden gezwungen vorher Niedergeschriebenes zu unterschreiben, danach wurden sie hingerichtet. Die Gruppen der Deportierten bestehen aus Frauen, Alten und Kindern. In den abgelegenen Dörfern wurden die Familien massakriert und ihre Häuser verbrannt oder besetzt. Auf dem Tigris, in der Nähe von Diyarbakir, sind Flüchtlingsboote gesunken.
Von Mai bis Juli 1915 wurden die orientalischen Provinzen, vor allem die Region des Tur Abdin von Soldaten und türkischen Gendarmen verwüstet, sowie von den Banden der O.S. und den vor allem kurdischen „Tchetes“. Während Raub, Plünderung, Folter und Mord hingenommen und unterstützt wurden, wurde jede Unterstützung der Assyrer von den türkischen Stellen streng bestraft.
Die Operation konnte nicht geheim bleiben. Von den Missionaren und Konsulen unterrichtet verlangten die Nationen der Entente von der türkischen Regierung ab dem 24. Mai, diese Massaker zu beenden, und sie machten die Regierungsmitglieder persönlich dafür verantwortlich. Die Türkei gab per Dekret den Befehl zur Deportation unter dem Vorwand des Verrats der Assyrer.
Die Deportation ist in der Tat eine verschleierte Form der Auslöschung. Zu Beginn werden die Widerständler vernichtet, Hunger, Durst und die Massaker schwächen den Konvoi. Tausende von Leichnamen lagen am Wegesrand. An Bäumen und Telegrafenmasten hängen die Gehenkten; die Flüsse sind voller verstümmelter Körper, die an der Böschung strandeten.
Von den 400 000 Assyrern in der Region von Hakkari, Bohtan und Tur Abdin können etwa 38 000 in den Kaukausus fliehen, mehr als 80 000 Frauen und Kinder werden entführt, die anderen werden an Ort und Stelle getötet oder deportiert. Es bleiben nicht mehr als 100 000 Überlebende.
Von März bis August 1916 kam der Befehl aus Konstantinopel, die letzten Überlebenden in den Lagern entlang der Flüchtlingsströme oder an der Böschung des Euphrat zu töten. Ein Teil der Überlebenden der Massaker floh nach Syrien, in den Libanon oder Irak, ein anderer Teil floh Richtung Armenien, nach Russland oder Georgien.
Die, die in die Stadt Ourmiah flohen, erlitten alle Formen von Grausamkeiten während der 20wöchigen türkisch-kurdischen Besetzung der Stadt. Die Schlussfolgerung des britischen Blauen Buches über diesen Leidensweg ist deutlich. Die Verantwortung der türkischen Autoritäten ist offensichtlich: „Es gibt keine Klasse, die man von diesem Vorwurf ausnehmen kann. Die Dorfbewohner beteiligten sich an den Plünderungen und an den Verbrechen und die Perser der Oberschicht tolerierten diese Untaten und profitierten von der Beute. Die Kurden waren in ihrem natürlichen Element. Die Türken provozierten nicht nur alle, sondern waren auch an Unheil und Verbrechen beteiligt. Man kann mit Recht sagen, dass ein Teil dieser Untaten und Verwüstungen direkt von den Türken ausgeübt wurde und dass ohne sie nichts erreicht worden wäre.“
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