Saturday, January 11, 2014

Böse Worte in der Montessori Fachoberschule München

Ein paar Stellwände mit Fotos, Grafiken und Texten, jede Menge Aufregung: Die umstrittene Nahost-Ausstellung in der Münchner Montessori Fachoberschule (MOS) ließ am Donnerstagabend die Wogen hoch schlagen. Die Ausstellung thematisiert das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge nach der israelischen Staatsgründung aus arabischer Sicht. Die Schule hatte zu einem Info-Abend geladen, der in teils giftige Wortgefechte mündete. Als Autor der Ausstellung über die "Nakba" (arabisch für "Katastrophe"), die schon in anderen Städten zu sehen war, firmiert der Verein "Flüchtlingskinder im Libanon", der mit dem arabischen "Beit Atfal Assumoud" zusammenarbeitet. Auf dessen Internet-Präsent wird indirekt zur Vernichtung des Staates Israels aufgerufen, auf der Facebook-Präsenz maschieren Schulkinder in Militäruniformen zum "Tag des Märtyrers" auf. Ein ungewöhnlicher Kooperationspartner für eine Schule, die ja eigentlich die Schüler bilden, aber nicht manipulieren solle? "Wir machen die Ausstellung, weil der Lehrplan den Nahost-Konflikt vorsieht", hieß es gestern auf die Fragen, welchen Zweck die Schau verfolge. Viele der anwesenden Eltern und Schüler zeigten sich begeistert über die Schau, anders als die Vertreter der Grünen und einiger jüdischer Organisationen, die ebenfalls gekommen waren. Die Texte seien einseitig, kritisierten sie, stellten Israel als einzigen Schuldigen des Unfriedens im Nahen Osten dar. Auf dem Gang hatte die Schule Ausdrucke von Mails zur Ausstellung ausgehängt - auf grünem Papier die Zuschriften, die die Aktion gut fanden, auf rotem Papier die Mails der Kritiker. "Wir haben angeboten, einen Referenten zu der Info-Veranstaltung zu schicken", sagte Jan Mühlstein von der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom. "Aber wir bekamen keine Reaktion auf das Angebot. Wenn nur eine Seite des Konfliktes dargestellt wird, verhindert dies einen Dialog." Ein Vertreter der Münchner Janusz-Korczak-Akademie kritisierte, die habe der Schule Broschüren zur Verfügung gestellt, die die Informationen der Ausstellung ergänzten - doch diese habe die Schule nicht auslegen wollen. Die Fachoberschule hatte als Experten zwei Unterstützer der Ausstellung eingeladen: den Historiker Reiner Bernstein und seine Frau Judith, eine Deutsch-Israelin, die aus ihrem Leben berichtete - etwa davon, dass sie als Kind in Israel so gut wie nie mit Arabern in Kontakt gekommen sei, ähnliche wie viele andere Israelis. Israel trage kraft seiner Selbstdefinition ein schweres Erbe mit sich, sagte sie: "Ich glaube nicht, dass es einen jüdisch-demokratischen Staat geben kann." Sätze, mit denen sich andere Juden und Israelis im Publikum nicht wirklich verstanden fühlten. Bald lieferten sich Gegner und Befürworter der Ausstellung hitzige Wortgefechte um historische Details, ließen einen Teil der Zuhörerschaft ratlos zurück. Schulleiter Carl Mirwald hatte Mühe, die Kontrahenten zur Mäßigung anzuhalten, "Hier wird niemand zum Antisemiten erzogen", hatte er eingangs beteuert und im gleichen Atemzug festgestellt: "Wir haben uns mehr oder weniger aus Versehen in ein Wespennest gesetzt." Und nein, eine ähnliche Ausstellung plane er für seine Schule derzeit nicht noch einmal.
abendzeitung-muenchen

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