Mögen uns auch noch so viele Anschläge, Attentate, Morde und
Mordversuche im Namen Allahs und seines Propheten erschüttern, die
politische Klasse steht weitgehend unerschütterlich zu ihrer
Überzeugung, dass der Islam eine besonders schützenswerte und
schonungsbedürftige Weltanschauung sei, die man vor jedem Verdacht,
etwas mit Terror und Totschlag zu tun zu haben bewahren müsse. Nach den
letzten Anschlägen ging der einfache klare Satz „Das hat nichts mit dem
Islam zu tun“ nicht mehr jedem Wohlmeinenden so leicht von Lippen. Umso
energischer klang die Warnung, man dürfe Muslime jetzt nicht unter
Generalverdacht stellen. Nun ist Generalverdacht gegen eine bestimmte
Menschengruppe für die Betroffenen wirklich keine schöne Sache. Mit
einen Generalverdacht tut man zwangsläufig vielen Menschen Unrecht, also
kann ja eine solche Warnung nicht ganz falsch sein, oder?
Stimmt, doch wäre es nicht überzeugender, wenn die, die zur
Generalverdachtsvermeidung aufrufen, die gleiche Sensibilität auch
gegenüber nichtmuslimischen Menschengruppen aufbrächten? Das ist sicher
eine naive Frage, die von mangelnder Einsichtsfähigkeit in die
Erfordernisse der neuen Zeit zeugt. Was soll denn jemand tun, der sich
dem Schutz hochsensibler Islam-Anhänger vor Misstrauen und Ablehnung
verschrieben hat, wenn sich heutzutage fast alle Attentäter auf Allah
und seinen Propheten berufen? Man kann nur nach einem anderen Grund für
die Mordtaten suchen, einem Umstand, der es als nebensächlich erscheinen
lässt, dass die Täter selbst bezeugten, Ungläubige töten zu wollen,
weil die dem Islam im Wege stünden, wie es der Attentäter von Ansbach
formulierte. Seit den letzten Anschlägen ist erkennbar, dass die
rücksichtsvollen Islam-Schützer endlich auch eine islamfreie Erklärung
für die Terrortaten gefunden haben: Die Täter sind psychisch krank.
Genial! Wer würde dem widersprechen wollen? Wer mordlustig
axtschwingend durch einen Regionalzug läuft, in einer Kirche einem
Priester die Kehle durchschneidet oder sich in die Luft sprengt um auf
dem eigenen Weg in den Märtyrer-Himmel möglichst viele Ungläubige in die
Hölle zu schicken; wer ernsthaft daran glaubt, anschließend mit 72
Jungfrauen belohnt zu werden, um endlich all jene Ausschweifungen
genießen zu können, die er sich auf Erden versagt hat, um gottgefällig
zu leben, der kann ja nicht ganz normal sein. Trotzdem ist es neu, dass
psychische Probleme oder Erkrankungen von Terroristen im Namen Allahs so
sehr in den Vordergrund gerückt werden, auf das ihr islamistisches
Tatmotiv dahinter verblasst.
Gäbe es einen Zentralrat der psychisch Kranken, der wie der
„Zentralrat der Muslime“ einen so medienpräsenten Mann wie Aiman Mazyek
aufbieten könnte, hätte der schon längst die Medien gescholten, dass sie
mit einer solchen Berichterstattung Vorurteile und Vorbehalte gegen
psychisch Kranke schüren und die Gesellschaft spalten würden. Die
psychisch Kranken gehörten schließlich auch zu Deutschland und die
deutsche Geschichte müsste uns doch gerade hier zu besonderer
Sensibilität verpflichten. Wäre da nicht auch eine Warnung vor dem
Generalverdacht angemessen?
Nein, denn niemand erwartet das, weder die psychisch Kranken, noch
ihre engagierte Fürsprecher. Über die Jahrzehnte haben sie es geschafft,
psychische Erkrankungen hierzulande von vielen Stigmata zu befreien,
die einst so alltäglich waren wie die Benutzung des Wortes Irrenanstalt
im normalen Sprachgebrauch. Neue Stigmata durch die mediale Diagnose
diverser Krankheitsbilder bei Attentätern fürchtet offenbar niemand. Zu
Recht, denn das Publikum sieht in dem plötzlichen Auftauchen
psychologischer und psychiatrischer Befunde von Attentätern ohnehin nur
ein Ablenkungsmanöver.
Über eine Gefahr sollten die engagierten deutschen Islam-Schützer
allerdings kurz nachdenken. Wenn sie selbst Anschläge, die das
Prüfsiegel des „Islamischen Staats“ bekommen haben, zu Taten von
Verrückten erklären, dann bringen sie die Islam-Ideologie und psychische
Krankheiten in eine gefährliche Nähe zueinander. Dies könnten
hochsensible und leicht erregbare Muslime auch falsch verstehen, gar als
Beleidigung. Der Generalverdacht ist gefährlich, auch der
Generalverdacht gegen Gestörte.
Da ist es besser, dem Beispiel mancher Lokaljournalisten zu folgen,
die die Messerstechereien, die plötzlichen gewalttätigen Überfälle auf
offener Straße oder sexuelle Übergriffe, die von Zuwanderern verübt
werden, erklären müssen, ohne dass die etwas „mit Flüchtlingen zu tun“
haben sollen. Diese Kollegen greifen öfter zum Alkohol, also sie heben
es hervor, wenn die zugewanderten Gewalttäter welchen getrunken haben.
Als der 19 Jahre alter Afghane Mohamad S. in der Versöhnungskirche in
Eilbek in einem Gottesdienst geht, um zu randalieren und das Mobiliar
zu zerstören, übernimmt der Staatsschutz die Ermittlungen. Dennoch
betont die Polizei, es gebe keine Hinweise auf einen islamistischen
Hintergrund der Tat. Der Mann soll schließlich zur Tatzeit alkoholisiert
gewesen sein.
Es muss also nicht immer eine psychische Störung sein, es reicht
schon, wenn der Muslim Alkohol getrunken hat und schon hat eine vom
islamischen Weltbild inspirierte Tat nichts mehr mit dem Islam zu tun.
Würde man eine ähnliche Schlussfolgerung auch bei rechtsextremen
Gewalttaten zulassen, könnte man deren Zahl wahrscheinlich fast auf den
Nullpunkt senken.
sichtplatz.de
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