Diese festgefahrenen Bilder in den Köpfen beeinflussen auch
die ersten Rezensionen massiv. Wer schon immer das halbleere Glas
bedauerte, bleibt in seinem Bedauern befangen und wer schon immer Freude
über das halbvolle Glas empfand, betrachtet Selbiges eben mit einem
gewissen Wohlwollen. Sehr viel Psychologie tanzt in den Köpfen
derjenigen, die die veröffentlichte Meinung machen, wild durcheinander.
Und so war es angesichts der inhaltlichen Ödnis der Debatte kein Wunder,
dass die meisten ihre vorgefertigte Meinung ganz zwanglos bestätigt
sahen.
Clinton hätte die Nase nach dem Duell vorn gehabt. Clinton sei die einzig “Erwachsene” im Raum und einfach nur toll gewesen. Auch der Tagesspiegel sah zunächst Hillary als Siegerin. Ebenso wie Spiegel online. Die Tagesschau ist etwas verhaltener und sieht nur, dass Clinton zwar gepunktet, aber noch nicht ganz gewonnen hätte.
Einzig Tim Rahman von der Wirtschaftswoche zeigte sich etwas unabhängiger und stellte nahezu als Einziger mit seinem Artikel “Clinton ist gut, Trump ist besser” die Tatsache in den Raum, dass Trump das TV-Duell gewonnen haben könnte.
Clinton hat eben sehr viel mehr öffentliche Supporter und
vor allen Dingen sehr viel prominentere. Jeder, der etwas auf sich hält,
ist für Clinton und gibt den Trumpverhinderer.
In Deutschland ist der öffentliche Raum nahezu 100%
Clinton-Raum. Die Selbstdarstellungswut der Medien, schaut her, ich bin
Clinton-Unterstützer und Trumpverhinderer, könnte die Realität
verfälscht wieder geben. So hieß es ganz überwiegend spontan, dass
Clinton sich nicht hätte provozieren lassen, dass sie souverän ihr Ding
durchgezogen hätte und Trump im Gegenzug Clinton aggressiv angegriffen
und 40 Mal unterbrochen hätte. Ein solches Fernsehduell ist natürlich
auch dazu da, dass sich die Kandidaten auch persönlich fetzen und das
möglichst mit Stil und gekonnt.
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