Es ist unzweifelhaft eine schlimme Sache, wenn ein Anschlag mit
einem Sprengsatz verübt wird. Jede Aufmerksamkeit, Erregung und Empörung
darüber ist nur allzu verständlich und nachvollziehbar. Dass keine
Menschen gesundheitlichen Schaden nahmen, scheint nicht der Umsicht des
Attentäters zuzurechnen zu sein, sondern war einfach großes Glück. Doch
dieser gegenwärtige Dresdener Bomben-Alarm hat schon etwas Besonderes,
denn eines der Anschlagsziele war eine Moschee und da erwachen offenbar
bei politischen wie publizistischen Aktivisten sofort die Reflexe der
richtigen Gesinnung. Egal, wie der Ermittlungsstand ist, die eigenen
Gewissheiten zählen, zumal dann, wenn eine Chance besteht, am Ende
endlich einmal recht zu behalten.
Selbstverständlich ist es wichtig, die Gefahren des Rechtsextremismus
nie aus den Augen zu verlieren und gegen rechtsextremistische
Gewalttäter entschieden vorzugehen, so wie es gegenüber allen
Gewalttätern, insbesondere den ideologieabhängigen und extremistischen
unter ihnen, angeraten wäre. Nur dieser Drang, mit dem Anschlag auf die
Moschee sofort die Anklage gegen „Islamfeinde“ zu verbinden und
Islamkritiker in eine Ecke mit rechtsextremen Gewalttätern zu stecken,
der ist schon bemerkenswert. Vor allem, weil die gleichen politischen
und publizistischen Aktivisten nach jedem Anschlag im Namen Allahs und
seines Propheten nicht müde werden, zu betonen, dass dieser nichts mit
dem Islam zu tun habe und die Mehrheit der Muslime doch friedlich sei.
In dem Moment, in dem diese Zeilen geschrieben werden, ist noch nicht
einmal erwiesen, dass der Anschlag auf die Moschee von einem Rechten
und/oder Fremdenfeind verübt wurde. Der Dresdener Polizeipräsident geht
davon einfach zunächst aus. Ein kurzzeitig auf der linksextremen Seite
linksunten.indymedia.org veröffentlichtes Bekennerschreiben der
Dresdener Antifa wurde wieder aus dem Netz genommen und zu einer
Fälschung der Rechten erklärt. Etwas Genaues scheint am zweiten Morgen
nach dem Anschlag niemand zu wissen. Immerhin hat eine Moschee, die zur
DITIB gehört und damit ein Ableger der Religionsbehörde des
autokratischen türkischen Präsidenten Erdogan ist, auch noch einige
andere Gegner, die dem Einsatz von Brand- und Sprengsätzen grundsätzlich
nicht abgeneigt sind.
Dennoch werden von Anfang an eifrig Verbindungen gezogen.
Fremdenfeinde, Rechtsextremisten, Pegida, AfD und natürlich die bösen
Islamkritiker sowie all jene, die Kritik an der „Flüchtlingspolitik“
üben, sind irgendwie ja mitverantwortlich, weil sie doch die
Brandstifter legitimieren. Zu sagen, dass auch unter Rassisten und
Fremdenfeinden die Gewalttäter nur eine kleine Minderheit und gar nicht
repräsentativ sind, würde kaum helfen. Dieser Unsinn kann nur
ausgewählten Ideologien noch erfolgreich als Entlastungsargument dienen.
Während noch niemand etwas Genaues weiß, ist sich Bundesinnenminister
Thomas de Maiziere immerhin sicher, der Anschlag sei „mit das
Schäbigste, was man sich an Taten vorstellen kann“.[1] Ob er das auch aufrecht hält, wenn sich herausstellen sollte, dass die Täter keine Rechtsextremisten waren?
Solche Fragen stellen sich heutzutage vielleicht gar nicht mehr. Es
ist ja inzwischen völlig überholt, dass man einen Straftäter erst
ermittelt haben muss, um das Tatmotiv so gut zu kennen, dass man es auch
amtlich statistisch erfassen kann. Wie das im neuen Deutschland zugeht,
hat kürzlich der Brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke
(SPD) erklärt. Hier können einschlägige Taten schneller dem
Rechtsextremismus zugerechnet werden: „”Bei der Polizei wird jeder
Übergriff, bei dem nicht erwiesen ist, dass er keine rechtsextreme
Motivation hat, in die Statistik hineingezählt”, erklärte Woidke dem
RBB.[2]
Vielleicht sollten sich diejenigen, die gerade ihre Empörung
hochfahren und sich auf den Schulterschluss mit der islamistischen
DITIB, also den türkisch-islamischen Rechten, gegen deutsche
Rechtsextreme vorbereiten, an einen Brandanschlag auf eine Berliner
Moschee im Sommer 2014 erinnern. Damals brannte es am Rohbau der
Mevlana-Moschee in Berlin und für alle Politiker und Berichterstatter
war klar, dass es deutsche rechte Islamfeinde gewesen sein müssen, die
hier gezündelt haben. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel eilte
seinerzeit solidarisch zur Brandstelle, verurteilte das „Attentat“ als
einen „Anschlag auf das Zentrum der Gesellschaft“. [3]
Tag für Tag war der Rohbau mit seinen Brandspuren medienpräsent,
solange er dazu dienen konnte, die Gefahr deutscher Islamfeindlichkeit
zu illustrieren. Deutsche Politiker überboten sich mit Hilfsangeboten.
Doch drei Wochen nach dem Brand wurde es schlagartig still um die
Mevlana-Moschee. Der Grund: Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte
mitgeteilt, dass sie einen Jordanier für tatverdächtig hielt. Der Mann
saß mittlerweile schon wegen anderer Brandstiftungen in
Untersuchungshaft.[4]
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