Saturday, September 05, 2009

Türkei: Neue Verwicklungen im Prozess um Christenmorde

Malatya (idea) – Einer der Hauptangeklagten im Prozess um die Ermordung von drei Evangelikalen im osttürkischen Malatya vor fast zweieinhalb Jahren hat mehrfach Falschaussagen gemacht. Emre Gunaydin (21) sagte vor Gericht aus, er habe den Zeugen Varol Bulent Aral fälschlicherweise in Verhören beschuldigt, der eigentliche Drahtzieher gewesen zu sein. Aral hat nach Angaben des Informationsdienstes Compass Direct selbst ausgesagt, zusammen mit Gunaydin und den vier weiteren Angeklagten eine Rolle in der Verschwörung gespielt zu haben, die zu der brutalen Ermordung der Opfer geführt habe. Die Anwälte der Nebenklage beurteilen Gunaydins Glaubwürdigkeit skeptisch. Sie vermuten, dass er unter Druck gesetzt wird, um die wahren Anstifter zu schützen. In dem Gerichtsprozess waren Vermutungen über eine Verwicklung örtlicher Sicherheitsbehörden aufgetaucht.
Am 18. April 2007 hatten mutmaßlich muslimische Extremisten im Zirve-Verlag von Malatya drei Christen umgebracht. Sie fesselten und folterten den Deutschen Tilmann Geske sowie die Türken Necati Aydin und Ugur Yuksel, bevor sie ihnen die Kehlen durchschnitten. Der Verlag, der Bibeln in türkischer Sprache druckte, war bedroht worden und hatte um Polizeischutz gebeten. Yuksel war ledig, Aydin verheiratet und Vater von zwei Kindern. Geske hinterließ seine Frau Susanne und drei Kinder, die weiterhin in der Türkei leben. Angeklagt sind fünf junge Türken - Hamid Ceker, Emre Gunaydin, Salih Gurler, Cuma Özdemir und Abuzer Yildirim. Nebenkläger vermuten, dass hinter den Verbrechen ultra-nationale islamistische Kreise stecken, die in der Bekehrung von Türken zum christlichen Glauben eine Gefahr sehen. Über 95 Prozent der 72 Millionen Einwohner der Türkei sind Muslime. Von den rund 120.000 Christen gehören etwa 4.000 zu evangelikalen Gemeinden.

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