Friday, February 24, 2017

«Auch in der Schweiz sind Köpfungen möglich»

Zehn Personen aus dem Umfeld der umstrittenen Winterthurer An'Nur-Moschee wurden am Dienstag verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, am 22. November 2016 in der Moschee zwei Glaubensbrüder massiv geschlagen, misshandelt und eingeschlossen zu haben. Der Grund: Die Opfer sollen Informationen aus der Moschee an den Journalisten Kurt Pelda weitergegeben haben.
Auch gegen Pelda gingen Drohungen ein: «Ein Moschee-Mitglied sagte mir, dass es kein Problem wäre, meine Wohnadresse oder jene der Schule meiner Kinder herauszufinden», sagt er. Er wisse, dass gegen den leitenden Polizeioffizier in diesem Fall dieselbe Drohung ausgesprochen worden sei.
Es sei klar, dass nach der Verhaftungswelle auch Racheaktionen gegen ihn stattfinden könnten. «Ich habe keine Angst, aber klar bin ich vorsichtig», sagt der Reporter. Beispielsweise schaue er, ob ihm jemand folge oder ob Leute vor seinem Haus stünden. «Es ist schon eine neue Dimension, dass an einem Ort, wo ich mich eigentlich sicher fühle, solche Drohungen in der Luft liegen», so Pelda.
Obschon auch er nun im Visier der Radikalen stehen könnte, bereiten Pelda die möglichen Angriffe auf die Muslime, die mutmasslich angegriffen wurden, mehr Sorgen: «Als Zeugen sagen sie gegen die mutmasslichen Täter aus. Solche Aussagen können aber in einem Verfahren jederzeit zurückgezogen werden.»
Die Wahrscheinlichkeit, dass sie von den Beschuldigten, die möglicherweise wieder freigelassen werden, oder von deren Umfeld bedroht oder angegriffen werden, sei deshalb hoch. «Es wäre zu hoffen, dass die Polizeiaktion nun wirkt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sich die Radikalen im Umfeld der An'Nur-Moschee von den Behörden einschüchtern lassen.»
Dass aber Leute bedroht werden, damit sie ihre Aussagen zurückziehen, dürfe in einem Rechtsstaat nicht passieren. «Deshalb müssen die beiden geschützt werden», sagt Pelda. Die Polizei und der Anwalt der mutmasslichen Opfer seien noch auf der Suche nach einer diesbezüglichen Lösung, man sei dabei aber schon weit fortgeschritten.
Die Kantonspolizei Zürich bestätigt, dass man eine entsprechende Anfrage der Opfer erhalten habe und mit ihnen in Kontakt stehe. Weitere Angaben könne die Polizei zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen.
Doch besteht wirklich eine konkrete Gefahr? «Grundsätzlich müssen jetzt alle Beteiligten aufpassen und es dürfen keine Fehler mehr passieren», sagt der Extremismus-Experte Samuel Althof. Man müsse davon ausgehen, dass es nun Leute gebe, die die Kränkung dieser Verhaftung nur über Gewalt abarbeiten könnten. «Das Schlimmste, was nun passieren könnte, ist, dass Gewalthandlungen unter den Moschee-Mitgliedern, gegenüber den Informanten oder dem Journalisten Kurt Pelda stattfinden», sagt Althof.
Laut Pelda wurde einem der beiden Opfer während der Attacke im November gesagt, man werde es köpfen. Da sein Blut aber dreckig sei, werde das nicht in der Moschee geschehen. Könnte eine solche Drohung wirklich wahrgemacht werden? Althof: «Ich habe Hemmungen, mir das vorzustellen, weil es wirklich widerlich ist. Aber man kann nicht ausschliessen, dass es in der Schweiz Köpfungen geben könnte.»
 http://www.20min.ch/schweiz/news/story/11014634

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