Friday, February 24, 2017

Nachwahlen in Großbritanien: Tories und Brexit-Befürworter verzeichnen Wahlerfolge

Bei einem wichtigen politischen Stimmungstest in Form von zwei Nachwahlen zum Unterhaus wurde der Brexit-Kurs von Theresa May, der Premierministern, überraschend deutlich bestätigt.


von Ramiro Fulano

 
In Copeland, Cumbria, konnte Trudy Harrison mit einem Vorsprung von 2.147 Stimmen einen Wahlkreis gewinnen, der sich seit Menschengedenken fest in den Händen der britischen Sozialdemokratie befand. Und Tory-Trudy ist eine entschiedene Brexit-Befürworterin. Zudem entsprechen 44% der Stimmen einer Wählerwanderung von über 13%. Das ist seit 1966 das beste Nachwahlergebnis, das eine Regierungspartei erzielt hat.

Besonders bemerkenswert ist jedoch, dass dies seit 1982 das erste Mal ist, dass eine Regierungspartei bei anstehenden Nachwahlen der Opposition einen Wahlkreis abjagen konnte. Ich kann mich daran erinnern, wer damals britische Premierministerin war...

In Stoke-on-Trent, Staffordshire, setzte sich Labour mit Gareth Snell durch: 37% der Stimmen und ein Vorsprung von 2.650 Mandaten (bei über 4.300 Briefwahlstimmen). Übrigens wird der Wahlkreis zu den Allgemeinen Wahlen im Jahr 2020 aufgelöst. Der Labour-Party ist es also gelungen, ihren jugendlichen Hoffnungsträger auf ein totes Pferd zu hieven.

Dürfen wir jetzt wieder mit Demonstrationen nach dem Motto „Not my President“ rechnen, weil Mr. Snell nicht die absolute Stimmenmehrheit gewinnen konnte? Die etwas helleren Sozialkleptokraten könnten ja mal nachschauen, in wie vielen Wahlkreisen ihre Kandidaten mit unter 50% der Erststimmen z.B. in den Bundestag gewählt worden sind…

In Stoke teilten sich UKIP und Tories die Plätze zwei und drei mit 25 bzw. 24% und 5.233 bzw. 5.154 Mandaten. Mr. Ali, der Kandidat der Liberal Democrats, erreichte 2.028 Stimmen (10%). Im jahrzehntelang Labour dominierten Stoke haben derzeit also politische Ideen einen leichten Vorsprung, die rechts oder deutlich rechts der Mitte angesiedelt sind: Tory + UKIP 49% vs. Labour + Lib Dems 47%. Hier stimmten im letzten Jahr übrigens mehr als 70% für Brexit.

Für die britische Sozialdemokratie ist das Ergebnis gerade gut genug um keine Forderungen nach einem Rücktritt Jeremy „Comrade“ Corbyns laut werden zu lassen: Der schöne Schein konnte gewahrt bleiben. Zwar musste man in Copeland eine herbe Niederlage einstecken, aber etliche junge Labour-Hüpfer wissen wahrscheinlich nicht mal, wo Cumbria liegt. (Nein, da kommt von London aus nicht mit der U-Bahn hin).
Eine größere Not trieb die Labour-Party in Stoke, wo es eine Weile lang aussah, als könnte der UKIP Vorsitzende Paul Nuttall das Rennen für sich entscheiden. Das hätte bedeutet, dass Labour bei den nächsten Unterhauswahlen zwischen 50 und 70 ähnlich strukturierte Wahlkreise verliert. Indes wurde Mr. Nuttall sein flexibles Verhältnis zur Wahrheit zum Verhängnis. Es kommt einfach nicht besonders gut an, wenn man sich zum Überlebenden des Hilsborough-Desasters stilisiert, obwohl man das nicht ist.

Andererseits scheint es 7.853 Labour-Wähler in Stoke nicht zu stören, für einen Kandidaten zu stimmen, der mit einer Reihe bemerkenswerter Tweets mehr über sich verraten hat, als ihm lieb sein sollte, als er sich über „zickige“, „blöde“, „nervige“, „frustrierte“, „beschissene“, „fette“ Frauen beklagte. Und Filmfiguren aus Coronation Street Schläge androhte.

Naja, aber es ist eben ganz was anderes, wenn Linke genau das machen, was sie an anderen zu recht kritisieren. Nicht wahr, liebe Sozialdemokraten?


 http://haolam.de/artikel_28293.html

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